Auch heute Nacht war es wieder richtig kalt und am Morgen war alles klamm und nass. Nach dem aufstehen und der Morgenhygiene haben wir erst mal das Zelt abgebaut und versucht die einzelnen Lagen zu trocknen. - Keine Chance. Es war so kalt, dass nichts getrocknet ist. Also mal wieder nass eingepackt und erst um 8.45 Uhr weg gekommen.
Ja und dann folgte das bisherige Meisterstück unserer Komoot-Navigatorin. Egal in welche Richtung wir gefahren sind, lag die Tour hinter uns. Auf der Karte nachgeschaut und festgestellt, dass die Tour komplett anders verläuft als die Navigatorin fahren wollte. Quer durch die Stadt gefahren und endlich wieder auf die Veloscenie gestoßen. Ja und dann das übliche Spiel, sie wollte zurück nach Paris, wir zum Mont St. Michel. Dieses Mal war sie besonders hartnäckig, ich musste die Tournaviagation manuell umkehren, damit sie mit der Maulerei aufhört. Das hat uns heute früh auf nüchternen Magen eine gute halbe Stunde Kurverei und Nerven gekostet. Dafür haben wir bei der Stadtrundfahrt noch die ganzen Highlights von Bagnoles-de-l’Orne gesehen. Das Casino, die Bäder und den See, der mitten im Ort liegt. Es ist ein sehr schöner Ort. Und wir hatten eine tolle Begegnung mit einem Einheimischen, der seine perfekten Deutschkenntnisse an uns ausprobieren konnte.
Der Veloscenie folgend sind wir auf wenig befahrenen Straßen aus dem Ort hinaus und an einem schönen Château vorbei gefahren. Dieses ist zwischenzeitlich zu einem Hotel umgebaut.
Die nächsten 20 km bis Domfront ging es in beständigem auf und ab auf mehr oder weniger befahrenen Landstraßen, durch kleine Orte, vorbei an Feldern und als Highlight ging es fast 10 km auf einem gut ausgebauten Forstweg durch einen Wald. Links und rechts der Straßen wächst Farn, teilweise mannshoch, das sieht total verwunschen aus. Im Wald darf dir nichts passieren, da bist du völlig alleine und Funkempfang für‘s Telefon gibt’s auch nicht.
Nun, ist ja alles gut gegangen.
Domfront ist ein tolles altes Städtchen. Der Stadtkern besteht aus uralten Steinhäusern, die, ich wage mal die Aussage, in Normannischem Stil erbaut sind und perfekt renoviert wurden. Dazu noch eine wunderschöne Kirche und eine alte Burgruine. Direkt daneben die Tourist Information, in der wir einen Stempel fürs Credencial bekommen haben.
Nachdem wir noch eine Bäckerei heimgesucht haben, in der wir eine Kleinigkeit zum Frühstück einkauften, sind wir weiter unserem Tagesziel entgegen gefahren.
Es ging wieder auf eine Voie Verte, eine ehemalige Eisenbahntrasse und am Anfang war auch alles gut, bis die Form der Barrikaden gewechselt hat, denn plötzlich sind wir an den Scheißdingern nicht mehr ungestreift vorbei gekommen. Ich musste jetzt bei nahezu jeder Barrikade anhalten, absteigen, den Querbalken abheben und zur Seite wuchten. Derweil ist Evelin durchgefahren und ich habe hinterher die Barrikade wieder geschlossen. Wenn du das gefühlt 200 mal gemacht hast, schmerzen dir nicht nur die Arme, nein, dann geht auch der Spaß am fahren so ziemlich verloren. Eigentlich hätte die heutige Etappe in St. Hilaire du Harcouet geendet und dann wären es noch 50 km bis zum Ziel am Mont St. Michel gewesen, aber die Gattin war ungeduldig und wollte ihr Wunschziel unbedingt heute noch sehen. Also keine weitere Übernachtung, tapfer in die Pedale getreten und weiter ging‘s.
Erst in St. Quentin (der Ort heißt wirklich so) hörten die besch… Barrikaden auf und wir fuhren an einem Meeresarm entlang die Küste hinunter. Die Barrikaden hatten zwar aufgehört, dafür wurde der Radweg grottenschlecht.
Ja und dann fährst du um eine Kurve und plötzlich liegt er vor dir, der Mont St. Michel. Es ist, als würdest du gegen eine Wand fahren, so heiß ersehnt aber doch so plötzlich und unerwartet, obwohl du so lange darauf hin gearbeitet hast. Dieser Moment war so emotional, dass uns die Tränen in die Augen schossen.
Nach einigen Minuten sind wir weitergefahren, der Radweg war aber immer wieder gesperrt, weshalb wir die letzten 7 km auf einer stark befahrenen Landstraße zurückgelegt haben. Vorbei ging es an Trupps von Soldatinnen und Soldaten, die offensichtlich einen Gelände- oder Orientierungsmarsch machten. Einige von Ihnen konnten kaum mehr gehen. - Da kamen uralte Erinnerungen hoch, Ich konnte ihre Schmerzen sehr gut nachfühlen.
Am Mont St. Michel gab’s für uns heute kein Weiterkommen, da wir nicht durch die Abschrankung gekommen sind. Morgen gibt’s einen weiteren Versuch, von einer anderen Richtung. Man soll bis auf einen km heranfahren können und den Rest über eine Brücke gehen. Da soll es auch einen Fahrradparkplatz geben.
Wir sind dann noch 7 km nach Pontorsion gefahren, zu einem schönen Campingplatz. Der sogar einen Pool hat.
Morgen haben wir einen Ruhetag geplant, mit Sightseeing und Wartung an Fahrrad und Anhänger. Am Donnerstag soll es regnen. Da warten wir jetzt noch den morgigen Wetterbericht ab, ob wir ggfls. noch einen Tag verlängern
Heute waren es 110 km.
Gesamtkilometer: 1320 km
Es war den ganzen Tag bedeckt, die Sonne hat nur hin und wieder durchgeblinzelt. Es war beständig kühl, so dass wir unsere warmen Jacken getragen haben.
Link zur Tour:
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