2017 von Bartholomä nach Freiburg

Im Frühjahr 2017 eröffnete ich meiner Gattin, dass ich nach meiner im Jahr 2018 bevorstehenden Pensionierung eine längere Auszeit nehmen würde um von unserem Zuhause nach Santiago de Compostela zu pilgern. Einiger Wochen später erklärte mir meine Gattin, dass Sie mich auf der Pilgerreise gerne begleiten würde und dass wir diese doch vielleicht in Etappen zurücklegen könnten. Außerdem sollte man nicht zu lange warten, man weiß ja nie, wie lange die Gesundheit mitspielt.

Nach kurzer Überlegung erwarben wir das notwendige Equipment und starteten am Beginn des Frühjahrs auf die ersten Etappen. Wir hatten für die Pilgerreise nach Freiburg nur ein bestimmtes Zeitfenster und hatten uns deshalb entschlossen die Etappen bis Wendlingen vorab zu gehen. Nicht besonders ökologisch stellten wir an den Wochenenden ein Auto an den Zielort und fuhren mit dem zweiten zurück zum jeweiligen Startort und ja, dann ging es los. Schnell wurde es uns dennoch warm, die ungewohnte Bewegung heizte uns kräftig ein. Über Lauterburger Heubach und Bargau ging es nach Weiler in den Bergen und am nächsten Tag über den Hornberg, das kalte Feld und Wißgoldingen nach Rechberg. In den folgenden Wochenenden pilgerten wird dann über den Hohenstaufen, nach Göppingen, bis wir in Wendlingen ankamen. Von Wendlingen aus starteten wir dann unsere Pilgerreise nach Freiburg.

Samstag 01.07.2017 - Wendlingen-Bodelshofen - Großbettlingern - 20,5 km

Endlich ist es soweit, nach unseren fünf vorherigen Wochenendetappen in denen wir den Jakobsweg von unserem Heimatort Bartholomä  nach Bodelshofen gegangen sind, geht es heute los. In den nächsten 14 Tagen wollen wir die Strecke von Bodelshofen bis Freiburg pilgern. Die Unterkünfte sind gebucht und wir können starten. Dennoch habe ich vergangene Nacht ausgesprochen schlecht geschlafen.

Unsere Tochter fährt uns um 06.30 Uhr zu unserem Startpunkt. Bei der Abfahrt in Bartholomä regnet es noch. Je näher wir dem Startpunkt kommen, desto besser wird das Wetter. Es ist zwar noch bewölkt, die Wolkendecke reißt aber schon langsam auf und die Sonne kommt durch. Die Temperatur liegt bei 14 Grad.

Nachdem wir uns von unserer Tochter verabschiedet haben, geht es los. Wir schultern unsere Rucksäcke und sind doch mal wieder überrascht wie schwer 9 bzw. 13 kg sein können.

Am Reiterhof des Barons von Massenbach stoßen wir auf die Verbindungsstraße Wendlingen - Ötlingen, die wir überqueren und anschließend nach links folgen. Am Ortsbeginn Ötlingen geht es nach rechts und anschließend zunächst über Felder, mit einer Unzahl von Stromleitungen und weiter durch den Wald bis zur A8. Kurz vor der A8 werden wir von einem Jogger angesprochen, der uns als Jakobspilger erkannt hat und uns zu unserem Weg ausfragt. Er ist ganz begeistert und man sieht ihm an, dass er am Liebsten mitgehen würde.

Endlos geht es durch Wälder und am Rastplatz "Almenbrünnel", der Mitten im Wald liegt bereiten wir unser Frühstück zu. Evelin schneidet sich dabei in den Finger und mein Erste-Hilfe-Set kommt erstmalig und hoffentlich letztmalig zum Einsatz.

Über Reudern pilgern wir weiter Richtung Frickenhausen. Obwohl die Wegführung wunderbar abwechslungsreich ist, fühlen sich die Rucksäcke immer schwerer an und auch die Wanderschuhe werden mit jedem Schritt enger und schwerer.

Auf dem Anstieg zum Jakobsbrunnen vor Frickenhausen kommt uns wieder einmal ein Jogger diesmal mit Hund entgegen, der uns ebenfalls als Jakobspilger erkennt. Auch er spricht uns an und fragt nach unserem Weg. Im Gespräch erwähnt er, dass er selbst gerne wandert und letztes Jahr den Westweg des Schwarzwaldes gegangen ist. Er erklärt uns noch wie wir zum Jakobsbrunnen kommen und weiter geht es.

Endlos zieht sich die Steigung bis zum Brunnen hin. Der Brunnen selbst wurde 2003 errichtet und sieht wirklich toll aus. Er liegt direkt am Weg. Wir sind zwischenzeitlich ziemlich erschöpft und müssen eine Weile pausieren. Zwei jungen Frauen kommen mit ihren Pferden vorbei, die offensichtlich Angst vor dem Brunnen haben.

Anschließend geht es weiter durch den Wald, an einem schönen Mammutbaum vorbei. Mammutbäume wurden von Wilhelm dem I. in Baden-Württemberg gepflanzt. er brachte von einer seiner Reisen 100.000 Samen mit, die er von seinen Förstern anpflanzen ließ.

Nach endlosem Weg geht es hinunter nach Frickenhausen. Dort führt uns unser Weg direkt zur Kirche "Zu unserer lieben Frau", wo wir, wie es der Zufall will, von der sehr netten und freundlichen Messnerin erwartet werden. Auch sie erkennt uns als Jakobspilger und schüttelt uns die Hand und geleitet uns dann in das Kircheninnere. In der Kirche können wir uns unseren Pilgerstempel abholen und uns ins Pilgerbuch eintragen.

Nach der Besichtigung der Kirche, um 13.30 Uhr soll eine Hochzeit stattfinden, gehen wir in den Gasthof Löwen, der sich direkt neben der Kirche befindet. Es ist zwischenzeitlich so schön, dass wir sogar im Freien sitzen können.

Wir stärken uns mit Getränken und Chevapcici, die allerdings nicht der Reisser sind.

Anschließend geht es weiter auf den letzten Abschnitt unserer heutigen Tagesetappe, zum 5 km entfernten Großbettlingen. Zunächst geht es entlang der Ortsdurchfahrt und anschließend wieder steil hinauf in den Wald. Die Strecke zieht sich und die Beine werden immer schwerer. Der Rucksack zieht wie Blei, aber wir müssen weiter.

Endlich erreichen wir die B 313 und nachdem wir diese überquert haben sind wir am Ortsbeginn von Großbettlingen. Wir entschließen uns vom Jakobsweg abzuweichen und auf direktem Weg unsere Unterkunft anzusteuern. Der Jakobsweg verläuft oberhalb von Großbettlingen und führt in einer weiten Schleife wieder zur Ortsmitte. Diesen zusätzlichen Kilometer haben wir uns gespart. Endlich kommen wir gegen 15.20 Uhr bei unserer Unterkunft an. Der Empfang ist herzlich und das Zimmer, eigentlich eine Einliegerwohnung, ist wunderbar.

Jetzt noch duschen und die Beine pflegen und danach den Abend mit 3 Äpfeln beschließen. Da wir schon zu Mittag gegessen haben, wollen wir das Abendessen einsparen, bzw. noch unsere restlichen Äpfel verbrauchen.

Die Tagesetappe war gut 20 km lang und wir sind rund 8 Stunden unterwegs gewesen. Das Wetter war trocken, gegen Ende wurde es sonnig und warm, allerdings wehte ein böiger Wind.

Fortsetzung folgt

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