Gestern Abend sind wir noch nach Chartres marschiert um uns die Stadt ein wenig anzuschauen und nach einer Fahrradwerkstätte Ausschau zu halten. Ich hatte ja rechts vorne die Bremsbeläge gewechselt und benötigte Ersatz, sowie ein paar Unterlegscheiben, die ich leider verloren und nicht mehr gefunden habe. Einstweilen musste eine Rändelmutter eines Fahrradschlauches als Ersatz herhalten.
Im Hinblick auf die Fahrradwerkstatt waren wir nicht erfolgreich. Dafür konnten wir uns ein Chorkonzert in der Kathedrale anhören. In der Stadt war ziemlich viel los, die Lokale gut besucht, alles wartete anscheinend auf das Lichtspektakel, wenn die Gebäude der Stadt beleuchtet werden. Dies war für uns allerdings zu spät und so sind wir zurück zum Campingplatz gewackelt und haben uns ins Bett gelegt.
Heute Morgen sind wir schon um 6.30 Uhr aufgestanden, da uns die Ringeltauben ein ohrenbetäubendes Konzert gegeben haben. Da muß so ein richtig scharfer Hahn dabei gewesen sein, der ein unglaubliches Spektakel vollführt hat.
Heute Nacht hat es ziemlich abgekühlt, deshalb war das Zelt noch feucht, als wir es zusammengepackt haben. Danach noch ein kleines Frühstück und dann ging es schon kurz nach 7.30 Uhr los. Zwischenzeitlich wissen wir die Komoot-Navigatorin auszutricksen, so dass wir doch tatsächlich in die richtige Richtigung gestartet sind. Gleich zu Beginn hatten wir dann aber leichte Probleme, da sich die Navigatorin mit der Beschilderung nicht einig war. Offensichtlich war vor Kurzem neu beschildert worden und das hatte die Navigatorin noch nicht auf dem Plan. Bei dieser Gelegenheit trafen wir einen Schweizer, der mit einem Klapprad die Veloscenie befährt. Er nutzt das Klapprad, da sein Elektrorad nicht mit dem TGV transportiert wird.
Nach rund 30 km hatten wir schon Illiers Combray mit seiner wunderschönen Jakobskirche erreicht. Diesen Ort hatten wir als mögliches Tagesziel gewählt, falls es nicht so laufen sollte, insbesondere, da die gewechselten Bremsbeläge leicht geschliffen haben.
Durch Zufall fanden wir eine ganz klein Fahrradreparaturwerkstatt, mit einem sehr jungen Inhaber, der von unserem Gespann richtig begeistert war. Bei ihm bekam ich die fehlenden Unterlagscheiben und er ließ es sich nicht nehmen, diese auch sofort zu montieren und die Bremse korrekt einzustellen. Außerdem hatte er Bremsbeläge für die Magura und für die Tektro Auriga Twin (Anhänger) vorrätig, so dass mein Ersatzteilbestand wieder aufgefüllt ist.
Während der Reparatur versammelten sich die Kunden rund um unser Gespann und fachsimpelten und machten Fotos. Der Inhaber bat mich dann noch unser Gespann vor seinen Laden zu stellen, damit er ein paar Fotos machen kann.
Jetzt kam auch noch der Schweizer angeradelt und auch an seinem Rad musste ein Defekt behoben werden. Gerade als wir weiterfahren wollten, sprach uns eine Frau an und als sie merkte, daß wir nichts verstehen, fragte sie woher wir kommen und sprach dann, wie selbstverständlich in deutscher Sprache weiter. Irgendwie wollte sie uns helfen, wieder eine deutsche Flagge zu bekommen, das hat aber leider nicht geklappt.
Dann fuhren wir weiter, denn zu unserem Tagesziel Norgent le Rotrou waren es noch gute 45 km.
Die heutige Route war mindestens so schön wie die gestrige, allerdings hatte sie einen gänzlich anderen Charakter. Während gestern noch die verstreuten kleinen Ortschaften mit ihren wunderschön renovierten alten Häusern dominierten, war es heute die Landschaft. Zuerst fuhren wir längere Zeit an einem Fluß und immer wieder an kleiner Seen vorbei. Danach fuhren wir über eine Hochfläche, ähnlich der Schwäbischen Alb, nur irgendwie größer und weiter. Wir fuhren an riesigen Feldern, Getreide, Raps, Erbsen, Kartoffeln und Rüben entlang und alles auf kleinen Landstraßen, nahezu ohne Verkehr. Es war total klasse und völlig entspannend. Später wechselte die Landschaft und glich nun eher dem Schwarzwald oder dem Allgäu, tief eingeschnittene Täler, überall Felder und kleine Wäldchen, auf den Höhen verstreute Gehöfte und kleine Weiler, sagenhaft schön, aber auch anstrengend, da es ständig auf und ab ging.
Zwischenzeitlich war es 14 Uhr und es war richtig warm geworden. Schnell wurden die letzten Kilometer abgespult, zum Schluss noch eine kräftige Steigung, dann war das Tagesziel erreicht. Vorräte,aufgefrischt und ab zum Campinplatz. Dieses Mal ein Kommunaler und wir wurden angenehm überrascht, ganz toll gelegen, sehr natürlich angelegt, ein einfacher aber sehr sauberer Waschraum. Toll. Wir hatten überlegt ob wir zwei Tage bleiben sollen, aber so ein Ruhetag mit nix drum rum ist jetzt auch nicht unbedingt der Burner. Deshalb verschieben wir den Ruhetag bis wir die Veloscenie abgeschlossen haben.
Kurz vor unserem Tagesziel kam uns ein junger Reiseradler entgegen, der uns angehalten und sich sehr für unser Gespann interessiert hat. Er war in der Normandie gestartet und ist auf dem Weg zu einem Schachturnier in Paris. Er hat uns gesagt, dass die Veloscenie zum Ende problematisch wird, wegen ungeheuer vielen Barrikaden, die wir mit unserem Rad wohl nicht passieren könnten. Er selbst habe da schon Probleme gehabt und eine Menge der Dinger herausgehoben und zur Seite gelegt. Aber man müsse halt bei jeder Barrikade anhalten. Also, dann trainieren wir halt auch noch die Armmuskulatur und bauen den ganzen Sch… ab.
Heute waren es knapp 80 km. Es war strahlender Sonnenschein von einem weitgehend wolkenlosen Himmel. Es wehte aber ständig ein angenehmer Wind.
Wenn ich richtig gerechnet habe, dann haben wir jetzt 1063 km abgespult. In den folgenden Berichten werde ich zusätzlich zur Tageskilometerzahl auch die Gesamtkilometerzahl angeben
Link zur Tour:
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Kommentare
Wunderschön, bin total begeistert. Weiter so. LG Stef
Ich sag nur: Toll toll toll