20.06.2023 - Etappe 10

Veröffentlicht am 20. Juni 2023 um 18:32

Nachdem wir mehr recht als schlecht geschlafen hatten, standen wir wieder mal kurz vor 7 Uhr auf. Gestern Abend hatte es noch zu regnen begonnen und die ganze Nacht hindurch regnete es immer wieder. Die Flugzeuge waren wohl irgendwann umgeleitet worden und auch die Bahn stellte ihren Betrieb ein, so daß wir eigentlich relativ ruhig schlafen konnten.

Heute mussten wir das Zelt nass einpacken, da es nicht so schnell trocknen wollte, wie wir losfahren wollten. Kurz nach 8 ging’s dann los, dem Navi nicht mehr trauend fuhren wir in die angezeigte Gegenrichtung, da wir der Meinung waren es wolle wieder nach Straßburg navigieren. Nun, ganz falsch war’s nicht, aber richtig war’s auch nicht. Wir fuhren gleich nach dem Start eine starke Steigung im kleinsten Gang hoch, es ging nach Meaux. Meine Herren, war die Gegend abgefuckt, durch die wir da gefahren sind. Alte, teils verfallene Häuser, Müllberge in den Höfen und überall Menschen mit ausländischen Wurzeln. Da wird einem dann langsam bewusst, dass die Regierung hier ganz andere Probleme hat als sich um irgendwelche Radwege zu kümmern.

Durch Meaux ging’s dann eigentlich ganz gut, die Autofahrer waren wieder sehr rücksichtsvoll und immer wieder kamen anfeuernde Kommentare durch die geöffneten Seitenscheiben. Eigentlich hatten wir Narrenfreiheit, sollten dann aber von ganz rechts über eine vierspurige Straße nach links zum Kanal queren, dem wir dann bis Paris folgen würden. Ja und das haben wir uns nicht getraut und mussten eine kleine Ehrenrunde drehen.
Am Canal de Oruq ging es dann zunächst immer mehr oder weniger nah am Canal entlang, auf ganz normalen Straßen. Hier war die Gegend deutlich besser anzusehen aber auch hier waren sehr viele Menschen mit ausländischen Wurzeln unterwegs.

Kurze Zeit später wurden wir vom Kanal weggelotst und in einem Kreisverkehr wollte unsere Komoot-Navigatorin unbedingt, dass wir auf einen auch für Fahrräder gesperrten Weg abbiegen sollen. Der Weg war nicht nur mittels Verkehrszeichen gesperrt, sondern auch mit Steinen und Schranken regelrecht verbarrikadiert. Nur über eine ca. 20 cm hohe Verkehrsinsel konnte man über einen schmalen Durchlass in den gesperrten Bereich einfahren. Ich bin drei mal um den Kreisverkehr gefahren und habe überlegt ob wir das wirklich wagen sollen, denn wenn etwas so verbarrikadiert ist, dann hat das mit Sicherheit einen Grund, vielleicht ist eine Brücke über einen Fluß eingestürzt oder die Fahrbahn ist in eine Schlucht eingebrochen oder der Besitzer schießt mit Schrott auf jeden Eindringling… Da die Komoot-Navigatorin aber unbedingt da rein wollte, haben wir halt reingeschoben, denn die hätte sonst eh nur die ganze Zeit genervt. Mit einem denkbar schlechten Gefühl fuhren wir dann einen schmalen geteerten Weg entlang, erst als uns ein anderer Radler überholte, konnten wir uns entspannen. Nach einem weiteren KM war der Weg dann durch zwei dicke Betonblöcke versperrt. Das waren Blöcke, die man gemeinhin als Panzersperren verwendet. Man fragt sich dann schon, was die französischen Autofahrer anstellen um solche drakonischen Mittel zu rechtfertigen. Wir sind an der Panzersperre ungestreift linksseitig vorbeigekommenen. Weiter ging’s abwärts wieder an den Kanal und dann über verschiedene Département Straßen, bis ganz in die Nähe des Hauptstadtflughafens Charles de Gaulle. Rechts von uns flogen im Minutentakt die Flugzeuge zu ihren Landebahnen.

Ja und dann kamen wir wieder an den Kanal und sollten auf einen Radweg abbiegen, den wir dann bis ins Zentrum von Paris befahren sollten. Ja, die Betonung liegt auf sollten. Der Zugang war wieder mal durch eine Schranke vollständig blockiert. Rechts ein schmaler  Durchlass, der wiederum an der rechten Seite zum Kanal abfällt. Mit einem normalen Fahrrad wahrscheinlich passierbar, mit unserem ging’s nicht. Ich musste mal wieder den Hänger abhängen, dann kamen wir mit hängen und würgen durch.

Jetzt fragt sich bestimmt der eine oder die andere, was jammert der denn da die ganze Zeit, wenn man so ein Rad fährt, dann muss man damit rechnen. Ja, wir rechnen jeden Tag damit und plagen uns mit solchen Situationen rum. Nur, wenn wir betroffen sind, dann kommt da auch kein Fahrrad mit Kinderanhänger, kein Lastenrad und auch kein Zwillingskinderwagen durch.

Hinterher habe ich gesehen, daß ich die Schranke durch lösen einer Schraube hätte abmontieren können. War echt am überlegen, mein Werkzeug rauszuholen und den Durchgang frei zu räumen.

Fortan fuhren wir nun auf dem Radweg am Kanal, der am Anfang noch ziemlich zugewachsen war. Der Weg ist in einen Fußgänger- und einen Radfahrerbereich unterteilt. Die Fußgänger immer eben am Fluß die Radler ständig an der Böschung auf und ab. Die Fußgänger unter den Brücken durch und die Radler oben drüber und die Fahrbahnen queren, was manchmal gar nicht einfach war, da die Planer die Radler einfach vergessen hatten. Eine Verkehrsführung unter aller Sau.
Erst 15 km vor Paris wurde es dann besser. Der Radweg, wie geleckt, wird unter den Brücken durchgeführt, überall werden neue Wohnhäuser gebaut. Es sind viele Menschen, vor allem Sportler unterwegs. Traumhaft, und man wünschte sich, dass es bis zum Ziel so weitergeht.

Je näher wir Paris kommen, desto mehr Zelte stehen unter den Bücken, offensichtlich werden nur in den Außenbereichen die Wohnsitzlosen geduldet. Menschen waren bei den Zelten nicht zu sehen.

In Paris wird man am Kanal entlang dann auf eigenständigen Radwegen geführt. Der Uferbereich gehört den Fußgängern.

Unser Ziel, die Insel mit der Kathedrale Notre Dame de Paris lag abseits vom Kanal und so fuhren wir auf den vorgenannten Radwegen bis zum Ziel. Autofahrer möchte ich in Pais nicht sein. Denen wurden Fahrspuren oder ganze Straßenzüge weggenommen und den Radfahrern gegeben, Entsprechend chaotisch geht es da zu. Aber auf die Radler wird extrem Rücksicht genommen.

Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr Menschen waren unterwegs und immer wieder hörten wir von anderen Radlern, aber auch von Fußgängern, dass wir ein schönes Rad fahren. Immer wieder wurden wir auch fotografiert.

Um 13 Uhr hatten wir die Kathedrale Notre Dame erreicht, auch hier ein unglaubliches Menschengewirr. Die Kathedrale ist nach dem Brand zwar noch Baustelle, aber außen sieht sie schon wieder richtig gut aus.

Jetzt mussten wir noch zu unserem Campingplatz Camping de Paris an der Seine am Parc Bois de Boulogne kommen. 11 km quer durch die Stadt hat was, ging aber überraschend gut. Da die Radler absolute Narrenfreiheit haben, halten sich die Autofahrer extrem zurück. 
Nach guten 30 Minuten waren wir auf unserem sündhaft teueren Campingplatz. Einchecken war easy, aber unser Platz geschottert, nichts für ein Zelt, da hätte ich für das einschlagen der Heringe wahrscheinlich einen Presslufthammer gebraucht.

Also zurück zur Rezeption, Platz tauschen, wir sollen einen anderen raussuchen und zurückkommen. Anderen rausgesucht zurück zur Rezeption, der Platz geht nicht. Zwei Plätze zur Auswahl mitbekommen. Einer war belegt (scheinbar widerrechtlich) der andere ein dunkles Loch. Wieder zurück weitere Plätze zur Auswahl mitgebracht und jetzt war endlich auch einer dabei, den man nehmen konnte und wollte.

So es fängt schon wieder leicht zu regnen an. Muß die Akkus in Sicherheit bringen.

Morgen ist Ruhetag, da wollen wir die Stadt besichtigen und am Donnerstag soll’s dann weitergehen, sofern es nicht Hund und Katz regnet.

Heute waren es knapp 72 km, es war bedeckt und schwül, zwischendurch hat es immer wieder leicht geregnet.

Links zur Tour:

https://www.komoot.de/tour/1176737424?ref=avs&share_token=aEt1AEgo53LY0Kwd2c0wds7319wkFGcwA7dMwsN9vo7B82zkjR

https://www.komoot.de/tour/1176814077?ref=avs&share_token=a3BRLB90E7wfYU1dmQtmFhqR2fX0QFHkSzv8SpMDaM4N1weaBd

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Kommentare

Böttger
Vor 2 Jahr

Wenn ihr wieder daheim seid, kannst du deine Etappen in ein Buch bündeln. Das wird ein Bestseller!! 🤗 Spitze geschrieben, als wäre man mit dabei. Heute hat es hier auch geregnet. Das war aber ein Tropfen auf den heißen Stein. 🥵Dadurch ist die Hitze aber etwas runter. Paris ist sooo schön. Ich habe das zu Fuss besichtigt, bis ich Blasen hatte. .😄 Weiterhin viel Glück 🍀 gutes Gelingen!!