Gestern Abend wollten wir in Ribadeo noch etwas essen gehen, allerdings war Montag und da haben auch in Spanien viele Lokale geschlossen Wenn man sich nicht auskennt, tut man sich zusätzlich recht schwer, also letztlich sind wir in den Supermarkt und dann gab es kalte Küche, auf dem Balkon unseres Hotelzimmers mit einem traumhaften Blick über die Bucht.
Wir sind recht spät zu Bett gegangen und haben gut geschlafen.
Heute Morgen sind wir erst um halb acht aufgestanden, haben unser Zeug zusammengepackt und uns noch ein Frühstück im Hotel gegönnt.
Anschließend haben wir alles aufs Fahrrad bzw. in den Anhänger verladen und sind kurz nach 9 Uhr losgefahren. Heute war mal wieder lange Kleidung angesagt, es war mit 14 Grad ziemlich kalt.
Zunächst fuhren wir auf der LU-133 über Cedofeita, Barreiros nach Vilamar. Als wir losfuhren war es noch völlig bewölkt aber dann klarte es auf und auch die Sonne ließ sich blicken. Kalt war es trotzdem. Die Straße eine Nebenstraße mit ganz wenig Fahrzeugverkehr, in erstaunlich gutem Zustand. Die Landschaft ähnelte stark dem Allgäu. Man sieht jetzt fast nur noch Eukalyptusbäume.
Heute ist großer Feiertag in Spanien, der Jakobustag, das Fest zu Ehren von Spaniens Schutzpatron, dem heiligen Jakobus. Laut Google wird bereits seit 10 Tagen darauf zu gefeiert und in der vergangenen Nacht war der Höhepunkt der Feierlichkeiten, mit Lichtanimationen an der Kathedrale und überall Feuerwerk und heute Nachmittag wurde der Weihrauchkessel durch die Kathedrale geschwenkt. Ja, das haben wir wohl verpasst aber Veranstaltungen mit so arg vielen Menschen sind uns eh ein Graus.
Dieser erste Teil der Fahrt war wirklich traumhaft, da hat einfach alles gepasst. Dann fuhren wir auf die N 634 in Richtung Mondonedo. Die Straße in bedeutend schlechterem Zustand wie die zuvor befahrene LU-133. Auch der Verkehr hatte deutlich zugenommen, allerdings war nach der nächsten Autobahnzufahrt so gut wie kein Fahrzeugverkehr mehr.
In Mondonedo wollten wir unsere Akkus nachladen, da es dort insgesamt 3 Elektrotankstellen geben soll. Mondonedo soll laut Google die schönste oder zumindest eine der schönsten Städte Spaniens sein. Der Stadtkern wird überragt von drei Kirchen und ist noch weitgehend mittelalterlich geprägt. Es sind viele Menschen unterwegs. Die Stromtankstellen liegen sinnigerweise weit oben auf dem Berg und wir können unser Adapterkabel nicht verwenden, da an allen Säulen fest verbundene Kabel vorhanden sind. - Kacke.
Mondonedo liegt am Fuß einer 600 hm Steigung und da wäre es wirklich geschickt gewesen, zuvor noch die Akkus aufzuladen. Heute stehen insgesamt 1410 hm auf dem Tablett. Ein Akku ist bereits leer, der zweite bei 75%.
Jetzt gibt’s zwei Möglichkeiten, wieder runter in die Stadt, irgendwo etwas zu essen und fragen ob wir laden dürfen oder volles Risiko und weiter den Berg rauf. Glücklicherweise sind wir den Berg nicht umsonst raufgefahren, nein, der Camino geht an den Ladestationen vorbei und weiter nach oben. Also haben wir uns für volles Risiko entschieden und sind ohne nachzuladen weitergefahren. Ja und dann sind wir abwechselnd spazieren gegangen um die Leistung des Motors an den starken Steigungen zu reduzieren. Das hat auch ganz gut funktioniert, bis…
Ja, bis unsere Navigatorin gefordert hat scharf rechts vom Camino abzubiegen!
Eigentlich wollten wir nicht, aber der weitere Streckenverlauf war auf dem Handy völlig unklar und der Camino biegt bei jeder Gelegenheit auf Waldpfade ab. Also haben wir uns entschieden, der Streckenführung unserer Navigatorin zu folgen. Bis zur ersten Kehre ging’s noch, alleine auf dem Bock und danach noch 50 m weiter und dann kam Splitt und es war Sense. Nur mit drei Bremsen war das Gespann an der Steigung zu halten. Wir machten Fahrerwechsel und einer schob, das brachte uns 10 m weiter und dann kam von oben ein Traktor, der nicht an uns vorbei kam und wir kamen nicht weiter rauf.
Der Fahrer stieg aus und rieb sich erstmal verwundert die Augen. Er meinte, so weit ich in verstanden habe, dass wir da nie hochkommen würden und ob er uns mit dem Traktor ziehen solle. Wär ja eine probate Möglichkeit gewesen, ich hatte nur Angst, dass wir danach mit dem Pannendienst weiterfahren, also hat er uns geholfen unser Gespann nach oben zu schieben. Ohne ihn wär das nichts geworden. Es waren noch gute 500 m Strecke, extrem steil und immer wieder gesplittete Abschnitte. Absolut brutal, ich war, als wir oben waren, fix und fertig, ich hatte mich beim schieben so überanstrengt, dass ich kurz davor war mich zu übergeben.
Wir wollten uns mit einem Trinkgeld bei unserem Helfer bedanken, was dieser aber entrüstet ablehnte. Er wollte lediglich ein Foto von unserem Gespann machen und wir haben uns noch ein wenig unterhalten, von wo wir sind, wie weit wir gefahren sind und wie die weitere Strecke nach Vilalba gestaltet ist. Also haben wir uns herzlich bedankt und sind weitergefahren.
Das war jetzt das zweite Mal in zwei Tagen, dass unsere Fahrt fast vorzeitig beendet gewesen wäre und uns wildfremde Menschen aus der Tinte geholfen haben. - Es scheint, dass irgendwer seine schützenden Hände über uns hält.
Weiter ging es wieder auf der grottenschlechten N 634, allerdings mit sehr moderaten Steigungen. Bei 950 hm musste ich auf den dritten Akku wechseln und wir waren noch fast 30 km und 460 hm von unserem Tagesziel entfernt.
In Abadin haben wir in einem Restaurant, gegenüber einer Pilgerherberge ein verspätetes Mittagessen zu uns genommen und einen Akku eine Stunde nachgeladen.
Bei der Weiterfahrt haben wir dann bemerkt, dass irgendein Schelm unseren Reservereifen, der um das Topcase gehängt war, geklaut hat. Nicht nur, dass er mit dem 24er Reifen wohl überhaupt nichts anfangen kann, nein, sondern, wer einen Pilger bestiehlt kommt unweigerlich in die Hölle und da wünsche ich ihm die unterste Etage. Jetzt kann ich morgen wieder nach so einem Reifen schauen.
Wir sind dann doch noch mit der Kapazität des dritten Akkus bis nach Vilalba gekommen. Der Akku stand sogar noch bei 50%.
Beim Mittagessen hatte ich zwei Plätze in der Pilgerherberge in Vilalba gebucht. Auf den Bildern sah es so aus, als könne man Fahrräder im Garten abstellen. Leider Fehlanzeige. Unser Gespann steht jetzt draußen vor der Tür, gut gesichert und mit unserer Parkgarage abgedeckt. Jetzt hoffen wir mal, dass morgen noch alles da ist.
Morgen wollen wir bis nach Santiago fahren, das sind noch gute 100 km und rund 1000 hm.
Heute war nach 72 km Schluss
Gesamtkilometer: 3218
Link zur Etappe:
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Man-oh-man, was ihr alles erlebt. Mit dem Wetter habt ihr leider Pech. Doch lieber kühl als so heiss, das man einen Hitzschlag bekommt. Weiterhin gute Fahrt! Eure Reiseberichte sind super interessant!!🙋♀️