23.07.2023 - Etappe 39

Veröffentlicht am 23. Juli 2023 um 20:32

Auch heute Nacht war es extrem laut auf dem Campingplatz. Es scheint, dass dieses Wochenende, vielleicht auch jedes Wochenende, ein Fest stattfindet oder zumindest ein Anlass gesucht wird um sich sinnlos zu besaufen. Unsere Zeltnachbarn hatten damit schon begonnen, als wir gegen 18 Uhr eingetroffen sind und so nach und nach alle gleich gesinnten des Campingplatzes um sich geschart. Um 22 Uhr konnte da fast keiner mehr stehen, aber mitgegrölt zur Musik haben Sie alle. Die letzten schlichen morgens um 3 Uhr in Ihre Gemächer, voll wie die Haubitzen.

Wir dürfen uns aber nicht beklagen, sondern müssen froh sein, dass wir auf dem Platz übernachten durften.

Kurz nach 7. 30 Uhr sind wir aufgestanden und haben unser Zeug zusammengepackt, einen schnellen Kaffee getrunken und sind kurz nach 9 Uhr losgefahren.

Zunächst sind wir am Flughafen vorbei, direkt an der Start-/Landebahn und dann auf  die N 632 eingebogen. Komoot hatte für die heutige Etappe 1270 hm für uns vorgesehen. Das liegt sehr nahe an der Leistungsgrenze unserer Akkus, deshalb sind wir mit so wenig Unterstützung gefahren, wie eben machbar. Das war extrem anstrengend.

Die N 632 war am Anfang recht stark frequentiert, der Fahrzeugverkehr ließ aber schlagartig nach der ersten Autobahnzufahrt nach.

Danach war es ein entspanntes Fahren, durch eine schöne Landschaft. Grüne Hügel, mit kleinen Ortschaften, Pilger, einzeln und in Gruppen und Radfahrer ohne Ende und alle haben uns gegrüßt und aufmunternd zugerufen.

Durch die vielen Anstiege hat sich die Strecke heute elend in die Länge gezogen und das Problem war, dass wir zum Frühstück nur ein paar Kekse hatten und in den kleinen Ortschaften, wegen dem heutigen Sonntag, alles zu war.

Meine gestrigen Reparaturen am Tandem scheinen erfolgreich gewesen zu sein, der rechte Vorderreifen machte keine Probleme und die Bremsen vorne funktionieren nach dem einbremsen sehr gut. An einer Tankstelle habe ich die Luft vorne rechts auf 3,5 bar aufgepumpt, der Maximaldruck des Reifens beträgt 4 bar. Ich habe zwar eine Luftpumpe dabei, allerdings ohne Manometer.

Natürlich wird das Tandem auf der Reise sehr stark belastet und es müssen immer wieder Kleinigkeiten gerichtet werden. Bisher handelt es sich dabei aber ausschließlich um Verschleißteile. Unser Anhänger von der Firma aidoo machte bislang überhaupt keine Probleme. Weder an den Reifen, noch den Bremsen, Federung oder Anhängerkupplung war irgendetwas. Der tut einfach was er soll, er läuft brav hinterher, und ist dabei eigentlich nur am Berg oder den vermaledeiten Barrikaden zu bemerken. Insbesondere bei der Hydraulikkupplung der Bremsen hatte ich Probleme befürchtet, aber auch da absolut nichts, dicht wie am ersten Tag und auf den Bergabfahrten bremst das Teil phänomenal und spurstabil und schont dadurch natürlich auch die Bremsen des Tandems. Wenn das Zelt aufgebaut und die Akkus geladen sind, packen wir alles in den Hänger, abschließen und fertig, Save für die Nacht. Als vorläufiges Fazit kann ich feststellen, dass es eine sehr gute Entscheidung war uns für diesen Anhänger zu entscheiden. Jetzt klopf ich mal auf Holz und hoffe, es bleibt so.

Etwa bei der Hälfte der Strecke wollte uns Komoot in die Pampa ableiten, über den höchsten Berg, der auf dem Höhendiagramm eingezeichnet war, mit extrem steilen Anstiegen. Das haben wir nicht mitgemacht und sind auf der N 632a geblieben. Nachdem die N 632 gesperrt war, offensichtlich schon länger, wegen einer maroden Brücke, befuhren wir die N 632a. Auch auf dieser Straße so gut wie kein Autoverkehr.

Die Steigung, die wir umfahren wollten, hatten wir natürlich trotzdem, nur auf eine längere Strecke verteilt, sprich es war nicht so steil. Wir sind da mit einer sehr moderaten Unterstützung des Motors hochgekommen.

Sehr schön war heute, dass wir immer wieder traumhafte Ausblicke aufs Meer oder einen gigantischen Fluss hatten.

An der letzten Steigung vor Lluarca musste ich auf den letzten Akku wechseln. Jetzt tickte die Uhr. Oben angekommen gab es an einer Tankstelle einen Imbiss und wir brachten unseren Unterzucker wieder in Ordnung.

An der Steigung hatte uns eine Reiseradlerin aus Osnabrück angesprochen. Sie hatte offensichtlich durch unser redseliges Plappermaul, unserer Komoot Navigatorin, erkannt, dass wir ebenfalls aus dem deutschsprachigen Raum kommen. Da ich eh den Akku wechseln musste, haben wir angehalten und uns sehr nett unterhalten. Sie hat ihren Jakobsweg 2017 in Osnabrück begonnen, musste dann aber wegen der Pandemie und anderen Gründen drei Jahre pausieren. Dieses Jahr hat sie in Tours in Frankreich wieder angefangen und ist dann die Via Touronensis in den Süden gefahren und nun auf dem Küstenweg unterwegs. Sie ist eine Woche vor ihrem Zeitplan und wird deshalb auch noch ein Stück zurück fahren.

Sie versucht heute ebenfalls in Lluarca, in einem Hotel oder Pension zu übernachten, da sie Probleme mit ihrem Fahrradakku hat.

Etwa 10 km vor Lluarca habe ich Google mit der Navigation zu unserem ausgewählten Campingplatz beauftragt. Die Navigation führte uns an die Küste und anschließend durch Lluarca. Lluarca liegt an einer Klippe, über die wir in die Innenstadt hinuntergefahren sind, mit traumhaften Blicken aufs Meer und den Strand. Die Stadt liegt von hohen Felswänden eingekesselt direkt am Meer. An der Promenade sehr viele Menschen, die Lokale waren voll.

Ja und dann begann unsere Irrfahrt. Google versuchte uns immer wieder senkrecht die Felsen hochzujagen. Die vorgeschlagenen Strecken entweder nicht vorhanden oder nicht fahrbar. Die N 634 auf der wir fuhren, wurde dann zur Autobahn und natürlich für Fahrräder verboten. Also zurück und immer wieder der Versuch uns irgendwo hinauf zu jagen. Irgendwie sind wir dann auf dem Jakobsweg gelandet, auch sehr steil und Kopfsteinpflaster aber noch geradeso fahrbar. Der restliche Weg zum Campingplatz war dann sehr einfach und sehr idyllisch. Der Platz ist sehr naturbelassen und liegt etwa 50 hm über dem Meer an einer Kiesbucht, die ebenfalls sehr schön ist.

Morgen geht es nach Ribadeo, wo der Jakobsweg ins Landesinnere abbiegt. Von Ribadeo aus sind es dann noch etwa 180 km bis Santiago. Da werden wir uns dann mit den anderen Pilgern um einen Herbergsplatz bemühen müssen. Den nächsten Campingplatz gibt es erst wieder in Santiago. In Arzua mündet der Camino del Norte dann in den Camino Frances.

Heute war es fast den ganzen Tag bewölkt und sehr kühl. Wir trugen den ganzen Tag unsere langen Jacken.

Für heute Nacht sind ergiebige Regenfälle vorhergesagt, die allerdings morgen früh enden sollen. Na, das hoffen wir dann mal.

Heute waren es 75 km

 

Gesamtkilometer: 3092

Link zur Etappe:

https://www.komoot.de/tour/1226924383?ref=avs&share_token=a2iAbauXsypkVsVYTytgGy2Y1B9vGwIMardsvD3fDZiRO57yhg

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.