In der Nacht war es wieder sehr laut auf dem Campingplatz. Um 23 Uhr ist noch eine Jugendgruppe angekommen und hat hinter uns ihre Zelte aufgeschlagen. Rücksicht scheint leider ein Fremdwort geworden zu sein. Na ja, was soll’s.
Es wurde sehr sehr kalt und feucht in der Nacht. Am Morgen hat dann das Kondenswasser auf uns heruntergeregnet und uns aufgeweckt. Es hat heute Nacht nicht geregnet, dennoch war alles nass. Es ist wie im Herbst.
Wir sind kurz nach 7 Uhr aufgestanden und haben schnell zusammengepackt, natürlich nicht so rücksichtsvoll wie sonst immer, denn wer pilgert muß Busse tun und ein wenig leiden und das gilt auch für die spät ankommenden Randalierer.
Um 8.45 Uhr waren wir unterwegs und sind zurück nach Colunga gefahren wo wir erst mal einen Kaffee getrunken haben.
Anschließend sind wir in Richtung Villaviciosa weitergefahren. Noch in Colunga hat uns unsere Navigatorin von der Nationalstraße auf den Camino abgeleitet und so sind wir die nächsten 20 km neben den anderen Pilgern auf dem Fußweg entlanggefahren. Um es abzukürzen, es war gigantisch. Landschaftlich ein absoluter Traum. Außer uns nur ein paar Landwirte und Pilger, sowie Kühe und Pferde. Der Weg war aspahaltiert, wobei die anderen Pilger manchmal auch auf Pfaden durch den Wald geleitet wurden. Ich könnte da jetzt ganz ins Schwärmen kommen, es war absolut toll. Natürlich waren die Anstiege mörderisch und die Abfahrten gingen höllisch auf die Bremsen aber es war einfach toll. Viel zu schnell waren wir in Villaviciosa.
Über Google navigierten wir zu einem Fahrradgeschäft, welches überraschend gut sortiert war. Der Inhaber sprach Englisch und hatte auch die Magura Bremsbeläge auf Lager. Sogar ausgesprochen preiswert. Ich nahm gleich 4 Sätze mit, denn es werden noch einige Bremsenverschlingende Berge kommen. Ich habe mir noch überlegt einen Vorderreifen mitzunehmen, habe das dann aber gelassen, da wir ja noch einen in Reserve hatten. Wenn ich da schon gewusst hätte was kommt, hätte ich anders entschieden.
Eigentlich wollten wir noch unser Nahrungsdefizit beheben, der Pilot ist aber mal wieder vorbeigeflogen.
Nach Villaviciosa fuhren wir auf der Nationalstraße nach Deva, da wir die Hoffnung hatten, diese würde nicht ganz so stark ansteigen, wie die von Komoot vorgeschlagene Strecke. Die Steigung war dann auch relativ moderat, aber sehr lang und 400 hm waren es trotzdem. Auch auf der Nationalstraße war fast kein Verkehr, die Pilger nehmen eine andere Route, so dass wir keine gesehen haben.
In Deva konnten wir uns endlich verpflegen und die letzten Kilometer nach Gijon zurücklegen. Zuerst nochmals steil bergab und anschließend gute 200 hm hinauf.
Am Ortsbeginn wurden wir von einem imposanten Bauwerk begrüßt, was es ist konnte ich noch nicht recherchieren, werde ich aber in den kommenden Tagen nachholen. Dann fuhren wir mitten ins Zentrum, wobei Komoot so navigierte, dass wir ein längeres Stück an dem imposanten Badestrand, mit Massen von Menschen vorbeifuhren. angeblich soll dies der schönste Strand Spaniens sein. Nun, wer Fleischmarkt liebt…
Im Zentrum gibt es einen blauen Franzosen, mit dem Zusatz City, zu dem sind wir gefahren, weil wir unser Zelt imprägnieren wollen und hofften dort ein entsprechendes Mittel zu bekommen. - Leider Fehlanzeige, diese kleineren Decathlon-Filialen sind überwiegend auf Kleidung spezialisiert.
Evelin bewachte derweil das Equipment und ließ sich von den Musikanten aufspielen. Als ich zurückkam um zu berichten, tat es plötzlich wieder einen lauten Schlag, hörte sich an wie ein Schuss und wieder war unser rechter Vorderreifen, inklusive Schlauch explodiert. Der Reifen war an der Innenseite auf Höhe des Ventils, oberhalb des Drahtringes durchgescheuert und der Schlauch wies an der gleichen Stelle einen gut 2 cm langen Schlitz auf. Ich habe die Felge so gut es ging untersucht, konnte aber nichts entdecken, was die Beschädigung verursacht haben könnte. Komisch ist, dass dies jetzt zum zweiten Mal passiert ist und jedesmal im Stand.
Reparieren war nicht möglich, der Decathlon vor dem wir standen hatte kein Fahrradzubehör, also montierte ich den Ersatzreifen und meinen letzten 24er Schlauch.
Danach suchten wir nach einem Fahrradgeschäft um die Reserven aufzufüllen, leider vergeblich, machen alle erst am Montag wieder auf.
Eigentlich wollten wir in Gijon auf einen Campingplatz, entschlossen uns aber noch 22 km nach Aviles weiterzufahren, da es dort ebenfalls einen Decathlon gibt.
Der Pilgerführer empfiehlt den Pilgern die reizlose Strecke nach Aviles mit dem Bus zurück zu legen. Wir wissen jetzt auch warum. Ein dreckiger Firmenkomplex am anderen, eine Gebäuderuine, neudeutsch Lost Place, an der anderen. Die Straßen elend schlecht. Das einzig gute, wenig Verkehr.
Im Decathlon gab’s leider keine 24er Reifen, dafür konnte ich wenigstens zwei 24er Schläuche ergattern. Imprägniermittel gab’s auch nicht.
Neben dem blauen Franzosen besorgte Evelin dann noch das Abendessen und dann machten wir uns auf die letzten 17 km zum nächsten Camping. Alles viel weiter als geplant. Beim blauen Franzosen hatte ich noch 68% Akkukapazität im letzten Akku, da durften nicht viele Höhenmeter kommen.
Kurz vor Aviles machten wir dann die 3000 km voll. Heute um 16.45 Uhr haben wir vor einem schmucklosen Industriegebiet, 2 km vor Aviles die 3000 km voll gemacht.
Ja und dann zog sich die Strecke und die Kapazitätsanzeige ging viel zu schnell zurück. Letztlich erreichten wir mit 8% im letzten Akku, quasi auf der letzten Rille den Campingplatz, der wohl voll belegt war. Evelin musste da schon ein wenig hartnäckig sein, dass wir dort noch unterkommen. Eine Weiterfahrt wäre aber vollkommen unmöglich gewesen, mit drei leeren Akkus und Bremsen, die am Ende waren.
Schnell das noch nasse Zelt zum trocknen ausgepackt, Akkus zum Laden angeschlossen und dann erstmal was gegessen.
Anschließend das Zelt aufgebaut und Interessenten beraten.
Danach habe ich den rechten Reifen nochmals demontiert und erneut eine Beschädigung an der Gummiummantelung des Drahtringes festgestellt. Ich vermute jetzt mal einen Montagefehler in Verbindung mit zu viel Druck im Reifen, nun wir werden sehen. Am Montag muß ich dringend Ersatz beschaffen, hoffen wir, dass der Reifen bis dahin hält. Danach habe ich die Bremsen an beiden Vorderrädern gewechselt, die waren ziemlich abgefahren, hätten zur Not aber vielleicht noch eine Etappe, mit nicht allzu vielen Abfahrten gehalten. Da die nächste Etappe aber knapp 1300 hm hat, wäre das definitiv schief gegangen.
Danach haben wir noch ein junges Paar kennen gelernt, sie aus Freiburg, er aus Kanada, die noch 5 Tage auf dem Campingplatz verbringen wollen. Er wird anschließend nach Kanada zurück fliegen und sie will ein Stück des Camino pilgern. Es war eine sehr schöne Begegnung und eine tolle Unterhaltung.
Heute war nach 88 km Schluss
Gesamtkilometer: 3017
Link zur Etappe:
Leider hat Komoot die Aufzeichnung der Strecke vom von Gijon zum Campingplatz verweigert.
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Kommentare
Klasse!!!👍🏻👍🏻👍🏻
Man-oh-man, was einem alles passieren kann 😮