Heute Nacht recht schlecht eingeschlafen. Es war ziemlich laut auf dem Platz. Überall wurde gefeiert und gesungen. Um 21 Uhr beschloss die Nachbarschaft noch gemeinsam zu grillen. Bis die das Feuer richtig an hatten, hätte man uns auch als Rauchfleisch verkaufen können. Ein Kleinkind im Nachbarzelt sang uns sein einsames Lied bis Mitternacht, bis es vom Schlaf übermannt wurde.
Nun so ist das eben auf dem Campingplatz
Heute morgen sind wir um 7 Uhr raus, da lag ich bereits auf dem Boden, da meine Thermomatte irgendwie die Luft verloren hatte. Soll ja gesund sein. Wir haben uns ziemlich beeilt, da ab 9 Uhr Regenschauer vorhergesagt waren, die aber glücklicherweise ausgeblieben sind.
Um 9 Uhr sind wir losgefahren, noch eine Runde durch die Stadt an den auf Kundschaft wartenden Pferden vorbei und dann ging es auf der N 634 Richtung Santander. Da die Distanz auf der N 634 am kürzesten war, beschlossen wir auf dieser zu bleiben. Die Landschaft nicht eben reizvoll, man fährt immer in einer gewissen Distanz zum Meer, so dass man es, wenn überhaupt, nur in der einen oder anderen Stadt sieht, durch die man kommt. In den Städtchen viele schöne Häuser, alle streng bewacht, entweder Alarmgesichert oder große Hunde im Garten.
Der zweite Grund warum wir auf der N 634 bleiben wollten, war der, dass die Steigungen zwar lang aber nicht so mörderisch steil, wie auf den Nebenstraßen sind.
Wir kamen sehr gut voran, das Wetter zum radeln ideal, ein wenig kühl, die Sonne verdeckt, der Verkehr moderat, kaum schwere Lkw unterwegs und überhaupt keine aggressiven oder ungeduldigen Fahrer. Manchmal hatten wir das Gefühl, die fahren extra lange hinter uns her um uns eine Weile beobachten zu können. Immer wieder wurde aufmunternd gehupt und gegrüßt.
Unsere Komoot Navigatorin wollte uns zwar immer wieder über die hohen Berge jagen aber wir blieben stur. Was wir aber nicht bedacht hatten war, dass die N 634 gar nicht nach Santander führt, sondern daran vorbei nach Oviedo. Soll auch eine sehr schöne Stadt sein, liegt aber leider nicht auf unserem Weg. Als wir das bemerkt hatten, waren wir schon 5 km an der Abzweigung vorbei. Tja und dabei schrie die Navigatorin seit eben jenen 5 km „du hast die Tour verlassen, wirf einen Blick auf die Karte“ - hätte man echt mal tun sollen.
Wir haben dann erstmal angehalten und den Akku gewechselt und dann überlegt, was wir machen sollen. Der Hauptgrund nach Santander zu fahren, war ein Besuch beim „blauen Franzosen“, da unsere Gaskartuschen leer waren. Die Stadt selbst soll schön sein, aber einen Aufenthalt hatten wir nicht geplant.
Wir programmierten dann in Google die Strecke zum blauen Franzosen ein. Damit liefen dann zwei unterschiedliche Navigationen parallel, ist eine sehr interessante Geschichte - wenn man sadistisch veranlagt ist, dann ist das wahrscheinlich sogar geil.
Kürzer, als wenn wir zurückgefahren wären, wurde die Tour dadurch nicht aber deutlich mehr Verkehr.
Alles war gut, bis 10 km vor Santander, da muß Google beschlossen haben, sich für seine Navigationsleistung zu entschädigen. Plötzlich spielten Radfahrverbote, Einbahnstraßen und Autobahnen keine Rolle mehr. Immer wieder versuchte uns die Navigatorin auf die Autobahn zu leiten. Als wir dem permanent widerstanden und einen tollen Radweg fanden, der auch noch in die richtige Richtung führte, versuchte Sie uns unter einer Autobahnbrücken hindurch, über Treppen zu lotsen. Auch das konnten wir gerade noch abwenden. Im Anschluss ging Kreuz und quer durch triste Industriegebiete in Richtung Flughafen.
Ja und dann, hatte Sie uns endlich im Sack. Der Navigation vertrauend, da sogar Santander beschildert war, standen wir plötzlich vor einer Fußgängerbrücke, über die wir drüber sollten. Keine andere Möglichkeit in Sicht. Ich sage noch, mal schauen, ob die uns von der Brücke lassen. Drauf ging’s problemlos, ja und dann waren wir auf der anderen Seite und es ging in insgesamt 6 Kehren nach unten. Bitte auf der Zunge zergehen lassen, 6 Kehren. Also, den Anhänger abgehängt und das Tandem an jeder Kehre hinten umgesetzt und den Anhänger nachgeführt. Das war Schwerstarbeit. Aber dennoch gut gelaunt ging es weiter, bis Sie wieder unbedingt auf die Autobahn wollte - ja, bevor jemand fragt, wir hatten Fahrradnavigation eingestellt. Vor der Auffahrt im Kreisverkehr abgedreht und auf dem Parkplatz eines Supermarktes, mit sehr eigenwilliger Verkehrsführung gelandet, nicht weit neben einem tollen Radweg in die richtige Richtung. In Spanien ist es aber problematisch auf so einen Radweg zu kommen. Entweder du fährst am Beginn drauf und am Ende runter oder du kannst das vergessen. Zwischendrin ist nicht. Also gute 500 m über die Holperpiste zurück gefahren und auf den Radweg abgebogen. Mit zwei mal rangieren waren wir auch tatsächlich drauf. Und plötzlich war der Radweg gut genug. Es kam nochmal eine Fahrrad-/Fußgängerbrücke an deren Auffahrt wir rangieren mussten, die Abfahrt ging aber kreisförmig und vollkommen problemlos. - Geht doch und dann gab es einen nahezu durchgängigen Radweg bis zu unserem Ziel.
Beim blauen Franzosen kaufte ich dann die Gaskartuschen, während Evelin das Equipment bewachte, Interessenten beriet und fleißig Bambuk-Visitenkarten verteilte.
Eine Familie war besonders interessiert und wir unterhielten uns eine ganze Weile in Englisch.
Danach schauten wir, wie weit wir noch fahren wollen. Den zweiten Akku hatte ich auf dem Parkplatz gewechselt. In/bei Santander gibt es drei Campingplätze alles andere war uns zu riskant, weil relativ weit weg. Deshalb beschlossen wir zu einem 4 km entfernten Campingplatz zu fahren. Dadurch haben wir allerdings nichts vom Zentrum Santanders gesehen.
Wir waren dann bereits kurz nach 14 Uhr auf dem Campingplatz Baya Costa San Juan und haben uns erstmal ein eiskaltes Radler genehmigt. Kaum zu glauben, die zapfen das direkt aus dem Faß.
Heute war nach 72 km Schluss. Die Sonne brennt jetzt aktuell von einem strahlend blauen Himmel.
Gesamtkilometer: 2784
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Kommentare
Bin jeden Abend bei euch, freu mich für euch. Freu mich jeden Abend suf eure Story. :-)
Danke für die tollen Berichte! Meine tägliche Bettlektüre. Weiterhin eine schöne Reise wünscht Verena Giese (geb. Beck).