Wie befürchtet, haben wir beide nicht gut geschlafen. Vielleicht lag es an der stickigen Luft im Zimmer oder an der luxuriösen Hotelmatratze. Nun sei’s drum.
Heute Morgen sind wir gegen viertel acht aufgestanden, haben unser Zeug zusammengepackt und eine Ladung zum Fahrrad gebracht. Anschließend haben wir das Frühstücksbuffet inspiziert, für gut befunden und zwei Eintrittskarten dafür gelöst.
Nach dem Frühstück haben wir die restlichen Sachen aus dem Zimmer geholt, zum Fahrrad gebracht und dort verstaut und dann ging’s um 9 Uhr auch schon los.
Zu unserer Überraschung fuhren wir relativ entspannt durch das Zentrum von Bilbao und landeten auf dem Fernradweg in Richtung Meer. Dieser beginnt am Guggenheim Museum. Er verläuft relativ unübersichtlich aber hauptsächlich am rechten Ufer des Flusses Nervio, der durch Bilbao zum Atlantik fließt.
Viele werden sich jetzt fragen, warum wir keine Stadtbesichtigung gemacht haben? Die haben wir 2019 gemacht, nachdem wir unsere damalige Jakobsweg Tour kurz vor Pamplona, wegen mörderischer Temperaturen, abbrechen mussten. Deshalb haben wir darauf verzichtet. Bilbao war nur ein notwendiger Zwischenstopp, weil unsere Batterien nicht weiter gereicht haben.
So, auch aus der Stadt heraus ging es recht entspannt weiter, wenn man sich über das eine oder andere Verbot hinwegsetzt bzw. so tut als hätte man die Schilder nicht gesehen oder einfach den Einheimischen hinterherfährt. Der Radweg führt eigentlich nach rechts vom Fluß weg und über viele Höhenmeter nach einigen Kilometern wieder an den Fluß zurück. Das haben wir uns geschenkt und sind an der Promenade am Fluß entlang gefahren, die Fußgänger scheinen das gewohnt zu sein.
Schneller als erwartet waren wir in Getxo und sind mit der Schwebefähre, es soll die älteste ihrer Art sein, über den Fluß nach Portugalete übergesetzt. Bis dahin alles problemlos und völlig entspannt, ja und dann ging’s durch Portugalete, erstmal einige Höhenmeter steil hinauf, hinter einem Bus, in einer Dieselqualmwolke. Anschließend Kreuz und quer wieder aus der Stadt hinaus, mal auf einem sehr schlechten Radweg und anschließend auf der noch schlechteren Straße. Glücklicherweise war der Verkehr moderat.
In YouTube Videos hatte ich gesehen, dass es einen tollen Radweg auf einer alten Eisenbahntrasse geben soll. Gefunden haben wir den nicht, auch Komoot hat da locker vorbei navigiert. Wir dagegen sind die N 634 entlanggerauscht (zumindest bergab, bergauf sind wir eher gekrochen) und haben uns die rechte Fahrspur mit den ganzen Lastern und PKW geteilt. War nicht schön. Der Verkehr hat aber nach der nächsten Autobahnauffahrt schlagartig nachgelassen.
Auffallend viele Pilger und Pilgerinnen waren unterwegs und sind ebenfalls an der N 634 entlang marschiert. Teilweise auf dem Seitenstreifen, teilweise hinter der Leitplanke. Was für ein öder Marsch, schlimmer geht’s kaum und das über zig Kilometer.
Zur Mittagszeit waren wir in Castro Urdiales, einer netten kleinen Stadt am Meer. Viele Menschen an der Uferpromenade, viele neugierige Blicke und sehr viele Handyfotos als wir eine Pause einlegten um die nächste,Etappe zu planen. Über den Outdoor Führer stellten wir fest, dass die Stadt Laredo, 37 km entfernt, in der Reichweite unserer Batteriekapazität liegen sollte. Also sind wir dorthin gestartet.
Der Wind frischte immer mehr auf und wir kämpften gegen strammen Gegenwind. Vom Meer her wurde es immer dunkler und die Wolken blieben in den Bergen hängen. Erste Tropfen fielen und es begann mal wieder zu regnen. Doch schon kurz nachdem wir unsere Regenklamotten übergezogen hatten, hörte es wieder auf. Wir blieben weiter auf der N 634 obwohl uns unsere Navigatorin immer wieder über die ganz hohen Berge lotsen wollte. Uns reichten die zwei Berge mit insgesamt 500 hm, die wir entlang der Nationalstraße überwinden mussten, da die Steigungen eigentlich immer extrem garstig sind, kurze Distanz viele viele Höhenmeter. Das geht an die Substanz, insbesondere an die der Akkus.
Heute haben wir auf 69 km zwei Akkus komplett leer gefahren und der letzte hatte am Ziel noch eine Kapazität von 60%, womit wir nicht mehr weit gekommen wären.
In Laredo sind wir erst mal einkaufen gegangen und haben uns dann den Campingplatz Playa del Regaton für die Übernachtung herausgesucht und von Google dahin führen lassen. Klappte ganz gut aber ohne einen für Fahrräder nicht befahrbaren Sandweg macht Google die Fahrradnavigation einfach nicht. Aber das kennen wir ja schon.
In der Nähe des Campingplatzes ist eine große Farm, mit unglaublich vielen Pferden. Ich habe mich beim vorbeifahren gefragt, was die mit den vielen Pferden machen. Es scheint, dass die an Touristen vermietet werden, die dann damit ausreiten, insbesondere am Strand entlang oder sogar ein Stück weit ins Meer.
Im Moment hat die Bewölkung komplett zugezogen und es geht immer noch ein strammer Wind. Es ist mit 22 Grad auch recht frisch. Für die kommenden Tage sind die Wetteraussichten auch nicht so berauschend. Wir sind gespannt, wann hier endlich mal der Sommer kommt. April hatten wir jetzt eigentlich genug.
Wir sind jetzt noch etwa 45 km von Santander entfernt und hoffen es morgen zu erreichen. Bis Santiago sind es noch gut 600 km.
Gesamtkilometer: 2712
Link zur Etappe:
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Kommentare
Ihr seid so tapfer!! Seid froh, dass ihr noch keinen Sommer verspürt. Hier ächzen Mensch und Tier. Ich kann mir vorstellen wie anstrengend das dann sein wird. Dann könnt ihr in Badekleidung fahren, damit das Muster auf der Haut gleichmässig ist!😎 Interessant euern Reisebericht zu lesen. Weiterhin gute Fahrt. Der liebe Gott soll euch beschützen!!
Danke Jo für deine ausführlichen Berichte !so interessant verfasst, da macht das lesen Spaß! Und vorstellbar als ob ich dabei bin!
Weiterhin gute Fahrt und schöne Eindrücke!