Gestern Abend ist es, wegen der Wartungsarbeiten am Tandem recht spät geworden und danach musste ich dringend duschen, da ich überall mit Kettenschmiere verschmutzt war. Danach hatte ich einfach keine Lust mehr den Tagesbericht zu schreiben.
Wir haben gut geschlafen und sind erholt gegen 7.30 Uhr aufgestanden. Schnell einen Kaffee gebraut und alles verpackt. Als wir um 9 Uhr losfahren wollten haben wir noch einmal das Tschechische Paar getroffen, das zufälligerweise auf dem gleichen Campingplatz wie wir übernachtet haben. Als wir losgefahren sind- sind wir mal wieder in die falsche Richtung gestartet aber Glück im Unglück auch in unserer Startrichtung konnten wir in die richtige Richtung abbiegen. War dann höchstens ein Kilometer Umweg.
Gestern Abend hatte ich noch mehrere Varianten der Strecke nach Bilbao mit Komoot geplant. Die Jakobswegroute wäre 81 km lang gewesen und etwas über 1700 hm, zudem wären einige Verbotsstrecken und ein paar Treppen dabei gewesen. Für uns nicht zu bewältigen.
Die andere Strecke, die wir schließlich auch gefahren sind war 64 km lang und 1200 hm. Mit drei Akkus sportlich aber hoffentlich machbar.
Zunächst ging es an der Küste entlang mit mäßigen Steigungen nach Ondarroa. Die Leute grüßten sehr freundlich, die Stadt wirk ein wenig abgeranzt.
Nach Ondarroa möchte unsere Navigatorin, dass wir von der Landstraße abbiegen und durch die Pampa fahren. Hätten wir nicht machen sollen, wurden auf einen schmalen Fahrweg geleitet und beinahe von Hunden gefressen. An einer abgelutschten Hütte waren bestimmt 10 Hunde angebunden oder in Verschlägen eingesperrt. Teilweise waren es riesige Hütehunde, die getobt haben wie die Irren und an ihren Seilen und Ketten gezerrt haben. Kein Mensch in der Nähe, der die Bestien hätte bändigen können. Mann waren wir froh, als wir da vorbei waren und wieder auf die vorherige Hauptstraße eingebogen sind. Ja, Mario würde jetzt wieder sagen, das war für die Pumpe - dieses Mal allerdings in doppeldeutigem Sinn.
500 m weiter, wollte die Navigatorin erneut, dass wir in die Pampa abbiegen. Aufgrund der vorherigen Erfahrungen vorsichtig geworden, prüfte ich den weiteren Streckenverlauf, und stellte fest, dass es keine Alternative gab. Also, abgebogen und oh Herr, was haben wir verbrochen. Es ging rauf, Komoot zeigte in der Spitze 18% Steigung, was mit Sicherheit untertrieben war. Nach ein paar Minuten begann der Motor zu überhitzen und nahm die Leistung zurück, dann waren wir fertig. Nix ging mehr nach vorne. Also, Gewicht reduzieren und wie macht man das am Einfachsten, einer steigt ab. Ok, dadurch ging’s weiter und nach einer Kehre wurde es noch steiler, ja und dann war’s wieder aus. Also noch mehr Gewicht reduzieren und wie macht man das am einfachsten, ich steige auch noch ab und lass das Teil alleine fahren. - Ne, Fahrerwechsel, dadurch wurde das Ding nochmal ein paar Kilo leichter.
Irgendwie schafften wir die erste Rampe und Evelin hielt auf einem ebenen Stück an einem Bauernhaus, während ich mit heraushängender Zunge hinterher hechelte. Und wieder wurden wir beinahe von Hunden gefressen, wieder ein paar dieser riesigen Ungeheuer, hinter Zäunen links und rechts des Weges, ich hatte echt Schiss, dass diese Sch…Viecher sich durch den Zaun beißen.
Ein paar Meter weiter kommt uns eine Frau entgegen, sie hat einen Jagdhund an der Leine und versucht diesen zu bändigen, was ihr mit aller Mühe gelingt, wenn ihr diese Bestie ausgekommen wäre, dann wäre das schlimm für uns geworden - und unser Tränengasspray liegt zu Hause im Tresor…
Insgesamt ging es in 3 Rampen 500 hm hinauf. Kurz vor der letzten Rampe, bei 17 km strich der erste Akku die Segel. Über uns kreisten Geier, hoffentlich nicht wegen uns, womöglich heute Morgen den falschen Duft aufgelegt.
Die Gegend um uns herum, traumhaft, obwohl es bewölkt war. Auf der anderen Seite runter, war keine große Freude, es ging so steil runter, wie zuvor rauf. Die armen Bremsen, es war wahrlich keine Freude.
Unten angekommen bogen wir in ein hübsches Bergdorf ab, wo wir eine Vesperpause einlegten um danach den zweiten Berg mit erneut 500 hm anzugehen. Diesmal allerdings auf einer normalen Straße mit Steigungen im Maximum von 12%, überwiegend aber 5-8%. Eigentlich relativ easy zu fahren, braucht aber trotzdem Strom. Nach rund 300 hm war auch der zweite Akku leer und wir hatten noch 200 hm bei diesem und weitere 200 hm beim folgenden Berg und gut 34 km bis Bilbao.
Die Landschaft schön eindrucksvoll. Auffallend waren die Eukalyptusbäme, die links und rechts von der Straße wachsen.
Als wir oben waren, trafen wir auf eine Gruppe junger Radfahrtalente, die mit ihren Rennrädern dort pausierten. Es ist dann immer recht lustig, einer sieht uns und unmittelbar danach drehen sich alle Köpfe in unsere Richtung, dann wird applaudiert, weil man mit so einem Fahrzeug nicht an so einem Berg rechnet. Ist natürlich Balsam für die Seele.
Die folgende Abfahrt war dann echt toll, bis wir dann auf die N 635 geleitet wurden. Ja, es gab da zwar kein Verbot für Fahrräder, aber auch keinen richtigen Seitenstreifen und jede Menge LKW. Nach ein paar Kilometern wurde die N 635 vierspurig und rechts begann ein Radweg. Die Navigatoren wollte aber unbedingt auf der Nationalstraße bleiben und durch einen Tunnel, der explizit für Radler gesperrt war. Sind wir natürlich nicht durchgefahren, wir sind auf dem Radweg, über den Berg - puh - der nicht eingeplant war.
Danach ging’s wieder an die N 635 und plötzlich war vollkommen unklar, wie der Radweg weitergeht. Wir sind dann links abgebogen, weil wir dachten, der Radweg geht im Tal weiter, falsch gedacht, ein Landwirt ging mit uns zurück zur Nationalstraße und wies uns den Weg, was ein Wahnsinn, er geht links, entgegen der Fahrtrichtung an der Nationalstraße entlang, ohne jede Abtrennung. Die Navigatorin war in der Situation leider keine Hilfe, denn die wollte ja trotz Verbotes auf der Nationalstraße fahren und das größte Problem ist, dass unsere Komoot-Version kein Routing beherrscht. Wenn du von der Route abweichst kommt immer nur das lapidare „du hast die Tour verlassen…“
Wir kamen dann über den Radweg in einen Ort und versuchten eine Straße nach Bilbao zu finden, die keine Autobahn war. Das gelang uns mit der N 634. Die Verkehrsführung ist echt problematisch, es gibt keine Nebenstraßen.
Wir sind dann diese Nationalstraße gefahren, die einen schmalen Seitenstreifen hatte, der aber immer vor Brücken oder sonstigen Hindernissen weg war. Immer wenn wir dahin kamen, dem Verkehr hinter uns Zeichen gegeben, dass sie hinter uns bleiben und sobald wir am Hindernis vorbei waren wieder nach rechts gefahren. Ich muss bei solchen Straßen immer an meine Freundin Heidi denken, die einen vollen Horror vor so etwas hat. Erst ca. 10 km vor Bilbao konnten wir auf eine Seitenstraße ausweichen und gleich ging’s wieder den Berg rauf und die Akkukapazität nahm erschreckend schnell ab.
In einem Vorort haben wir dann geschaut, wo wir heute überhaupt unterkommen. Ein Zeltplatz entpuppte sich als Caravanstellplatz und die anderen Campingplätze lagen am Meer, viel zu weit für uns. Wir entschlossen uns dann die Touristinformation in Bilbao anzusteuern. Dort erhielten wir dann die Adresse der Pilgerherberge, der Weg dorthin allerdings nicht mit unserem Gespann zu bewältigen. Also, das weitere Suchprozeder abgebrochen und das Hotel Ibis Central, welches nur 300 m entfern war, gebucht und dorthin gefahren.
Beim einchecken war unser Fahrrad das Problem, denn die Rezeptionistin wollte, dass wir das Gespann in die Lobby und mit dem Aufzug in die Tiefgarage bringen. Wir hätten das machen sollen, das Gesicht von ihr wäre sehenswert gewesen. Ein Hotelgast, der unser Gespann gesehen hatte unterstützte mich dann bei den weiteren Erklärungen und dann konnten wir es doch über die Tiefgaragenzufahrt nach unten bringen. Jetzt steht es also gut gesichert in der Tiefgarage und wartet auf die morgigen Abenteuer.
Unser Zimmer im 5. Stock, soviel Luxus sind wir gar nicht mehr gewöhnt, eine tolle, saubere Dusche und ein großes weiches Bett, hoffentlich können wir in dem Luxus noch schlafen.
Gerade kommen wir vom Abendessen zurück, heute ist Montag und da haben viele Restaurants geschlossen. Wir fanden aber in der Nähe des Hotels ein nettes Restaurant, mit einem leckeren Hähnchengrill. War eines der leckersten und günstigsten Abendessen der letzten Wochen.
So, heute waren es 69 km. In der Früh war es bewölkt, am Nachmittag sonnig.
Gesamtkilometer: 2643
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