Nach einer ruhigen Nacht, sind wir erst gegen 7 Uhr aufgestanden. Auch mit dem verpacken haben wir uns Zeit gelassen. Nachdem gestern Abend noch Waschtag war, musste die frische Wäsche in die Kleidersäcke einsortierte werden.
Gestern Abend hatten wir noch einen Jakobspilger aus Bonn kennengelernt. Er macht eine sehr außergewöhnliche Pilgerreise. Er ist vor Jahren in Bonn mit dem Kajak gestartet. Den Rhein abwärts zur Nordsee gepaddelt und dann, in einer 8-wöchigen Reise, die Küste entlang bis Brest.
Auf der nächsten Etappe wurde er von seinem Bruder begleitet und sie sind bis La Rochelle gekommen.
Nun ist er mit dem Auto nach La Rochelle gefahren und dort gestartet. Seine Tochter wird das Auto dort abholen und ihn anschließend dort auflesen, wohin er es geschafft hat.Er will in insgesamt drei Wochen bis Bilbao oder Santander kommen, bei Tagesetappen zwischen 25 und 40 km. Problematisch sind für ihn immer die Übernachtungen, da er das vollgeladen Kajak über den Strand und durch die Städte, bis zu den Campingplätzen ziehen muss. Das Ding wiegt zwischen 80 und 100 kg, da ist das eine ganz schöne Schinderei. - Na ja, Pilgern hat was mit Buße zu tun und büßen heißt nun mal leiden 😢.
Wir haben uns heute morgen noch mit dem Pilgergruß von ihm verabschiedet und ihm eine unfallfreie und erfolgreiche Reise gewünscht.
Wir sind erst kurz nach 9 Uhr losgefahren. Es war noch ein wenig kühl und der Himmel war bedeckt. Nach der Wettervorhersage kann es ab 10 Uhr regnen.
Für uns gingen die ersten 50 km fast permanent, auf überraschend guten Radwegen, durch Pinienwälder. Alte Wälder mit riesigen Pinien. Die Zikaden waren offensichtlich noch nicht wach, denn von ihnen war noch nichts zu hören. Außer uns waren nur ein paar Frühsportler unterwegs, oft begegneten wir viele Kilometer lang keinem Menschen. Wir sind ja jetzt schon einige Tage durch diese Wälder gefahren. Außer Zikaden, Vögeln und ein paar Eidechsen waren keine anderen Tiere zu sehen, kein Reh, kein Fuchs, keine Wildsau, kein Bär, kein… 😆 Schon ungewöhnlich, normalerweise sieht man immer irgendetwas, und wenn es nur eine Maus ist. Außergewöhnlich war, dass einige der riesigen Zedern am Stamm mit Efeu überwuchert waren. Das schnauf, wie ein Tannenbaum in der Zeder. Sieht schön aus, wird für die Zeder aber nicht angenehm sein.
In Contis Les Bains machten wir in einem Café eine Pause fürs 2. Frühstück, mit Café au Lait und Rosinenschnecken, schmeckt der Tag doch gleich viel besser. Erst vor Léon (nein, nicht das in Spanien) fuhren wir an Landstraßen entlang, aber immer auf abgetrennten Radwegen. In Leon haben wir uns in einem Supermarkt verpflegt und eine kleine Mittagspause eingelegt. Man merkt bereits die Nähe zu Spanien, es waren außergewöhnlich viele Spanier auf dem Parkplatz.
Auf dem Weg in den Markt bemerkte Evelin auch noch einen Unfall, beide rückwärts ausgeparkt und dabei zusammen gestoßen. Ein Auto hatte ein spanisches Kennzeichen. Das war jetzt der zweite Unfall, den wir beobachtet haben und die Beteiligten haben das jeweils selbst geregelt. Es scheint, dass die Polizei mit solchen Bagatellunfällen nichts zu tun hat. Auf dem Parkplatz war echt die Hölle los und wir bekamen Angst, dass noch irgendjemand gegen unser Fahrzeug fährt.
Bei der Fahrt durch den Wald bemerkte ich eine Unwucht am Hinterrad. Bei einer Nachschau konnte ich aber nichts ungewöhnliches feststellen, außer, daß der Hinterreifen in den letzten Tagen auch deutlich gelitten hat. Am Abend habe ich alles nochmal genauer kontrolliert. Keine Speiche gebrochen oder ausgerissen, auch keine Speichen lose. Ich habe dann den Kettenspanner sauber gemacht, der starrte vor Dreck, soweit dies mit einem kleinen Schraubendreher und Klopapier eben möglich war. Da sollte man dringend mit Druckluft den Dreck wegblasen. Auch die Ketten sollte man entsprechend behandeln aber… Danach alle Reifen nachgepummpt jetzt schauen wir mal, ob die Unwucht morgen besser oder stärker geworden ist. Was ich bei der Nachschau noch festgestellt habe, der Gummi an der hinteren oberen Umlenkrolle wurde wieder „gefressen“. Ich habe die Umlenkrolle jetzt getauscht und das Blech, welches das abspringen der Kette verhindern soll, nach unten gedreht. Beim letzten Wechsel hatte die Kette, wenn Spannung darauf kam an dem Teil geschliffen. Jetzt bin ich blank, was die Gummis für die kleinen Rollen angeht. Mal sehen, ob wir in Bayonne oder Biarritz mehr Erfolg haben.
Nach Léon nahm der Verkehr auf den Radwegen erheblich zu und man musste sehr sehr aufpassen. Es waren unglaublich viele, sehr unsichere Radler unterwegs und wenn wir entgegenkamen, ist erst der Mund aufgegangen und dann sind sie rumgeeiert, dass du jedesmal Angst haben musstest, dass sie in den Graben fahren oder stürzen.
In Cap Breton, merkte man dann den Baskischen Einfluss an den Gebäuden, überstehende Dächer und Fachwerk. Hier endete unsere Etappe und wir luden die letzte Etappe vor Bayonne. Bayonne/Biarritz sind nur noch etwa 30 km entfernt und die spanische Grenze noch etwa 80 km.
In der Nähe von Labenne fanden wir den Campingplatz Les Pins Bleus, den wir für die
Übernachtung ausgesucht hatten, ließen uns von Google aber zunächst zu einem Lebensmittelladen lotsen um Verpflegung fürs Abendessen einzukaufen. Was wir schon in den vergangenen Tagen erlebt hatten, passierte heute wieder. Google war nicht in der Lage uns zu dem Laden zu lotsen. Das mussten wir letztlich selbst erledigen, aber als wir dort waren vermeldete das Teil, ich meine einen stolzen Unterton herausgehört zu haben, „sie haben ihr Ziel erreicht“.
Heute Nachmittag hat es so gegen 14 Uhr aufgeklart und es ist wieder recht warm geworden. Ach ja, der vorgesagte Regen ist ausgeblieben.
Nach 92 km war heute Schluß.
Gesamtkilometer: 2410
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