In der Nacht war es sehr laut auf dem Platz, so daß wir wieder einmal Wachs in die Ohren stecken mussten. Von der Kälte her geht es, wir müssen uns allerdings mit langen Klamotten in die Schlafsäcke zwängen.
In der Erwartung, dass es laut wird, haben wir noch den Rest aus der Flasche Armagnac geschlürft. War leider nicht mehr so viel, dass es hätte viel helfen können.
Ich erinnere mich da noch an eine Begebenheit von vor 15 Jahren, als ich mit den Jakobsradlern auf Pilgerreise nach Santiago war. Da übernachteten wir in der Pilgerherberge in Condom und da war für die erschöpften Pilger eine große Flasche Armagnac bereit gestellt, damit auch jeder einen Schluck zur Stärkung nehmen könne. - Ja, ich gebe es ungern zu, aber ich muss ehrlich sein, da ich ja erst vor Kurzem die Absolution bekommen habe - der Inhalt der Flasche reichte nicht über unsere Gruppe hinaus. Das war noch auf dem Weg nach Santiago und da unterlagen wir noch keinem Mäßigungsgebot und ein paar Pilgerinnen waren richtig sauer.
Heute Morgen sind wir um 7 Uhr aufgestanden und kurz vor 8 Uhr losgefahren. Draußen war alles klamm und es hatte nur 14 Grad. Über der Saône lag leichter Nebel und der Himmel war komplett bedeckt. Der Herbst eilt mit großen Schritten heran.
Wir fuhren auf den Radweg und es lief richtig gut, wurden aber bald abgeleitet und konnten im nächsten Ort einen Supermarkt finden, in dem wir uns verpflegen konnten.
Es ging weiter in relativer Entfernung von der Saône und es wurde richtig kalt. Deshalb zogen wir unsere Regenjacken über. Die Radwegbeschilderung war gut, wich aber manchmal von den Navigationsdaten der Voie Bleue ab, was dann immer abenteuerlich wurde.
Wir fuhren heute zwei mal durch offene Kuhweiden und mussten davor und danach über üble Gitterroste fahren. Die Kühe waren echt relaxt, die störten sich an uns überhaupt nicht
Kurz vor Chalon sur Saône begann es leicht zu regnen und wir zogen auch noch die Regenhosen an. Nicht dass dies unbedingt nötig gewesen wäre, nein, es sieht einfach unglaublich cool aus, in voller Montur mit unserem Gespann zu fahren. Das beste ist dann, wenn man Abends, nachdem man den ganzen Tag in den Regenklamotten gesteckt hat, den Reißverschluss der Regenjacke aufmacht und tief inhaliert - Machst du das in einem vollen Lokal, hast du plötzlich unglaublich viel Platz um dich herum.
Auch vor Chalon waren sich die Beschilderung und die Navigationsdaten uneinig. Wir hätten allerdings der Beschilderung folgen sollen, dann hätten wir uns nicht über den für Fahrräder gesperrten, aber auf der Fahrbahn mit Fahrradsymbol markierten, sehr schmalen Fahrradstreifen einer Brücke quälen müssen. - Oh Mario, du hättest hier Freude.
Ab Chalon sur Saône fuhren wir dann auf dem Eurovelo 6. Die Route führte abseits der Saone zur Mündung des Doubs bei Verdun sur le Doubs. Erst ein paar Kilometer davor führte der Radweg wieder an der Saône entlang.
In Verdun wurde offensichtlich ein Flohmarkt mit Bewirtung vorbereitet. Kam für uns sehr gelegen, da konnten wir einen Kaffee und eine so richtig kalorienhaltige Merguez, frisch vom Grill essen.
Irgendwie scheint der heutige Tag etwas Besonderes in Frankreich zu sein. In vielen Ortschaften waren Veranstaltungen, Märkte und Straßenfeste. Bedeutete für uns immer wieder Probleme, da die Straßen gesperrt und umgeleitet wurde. - Pardon, natürlich abgeleitet. Umleitung in dem Sinne gibt’s da nicht. Straße gesperrt, Schild Umleitung und das war’s - such dir deinen Weg. Haben wir auch gefunden, nur einmal sind wir gekreist, weil die Umleitung genau mit einem „Offgridabschnitt“ der Route zusammentraf. Was dies genau bedeutet, weiß ich nicht, ich denke aber, dass ein gewisser Abschnitt nicht geroutet werden kann, weil die notwendigen Daren fehlen.
Etwas Konfusion herrschte, weil wir der Meinung waren, der Eurovelo 6 würde permanent am Doubs entlang verlaufen. Dies war aber nicht so, er verläuft am Doubs, am Canal du Rhone au Rhin und an der Saône. Das war ziemlich verwirrend und wir haben so oft die Richtung gewechselt, dass wir auch im Hinblick auf die Himmelsrichtung keinen Plan mehr hatten. Wir hatten öfter das Gefühl wieder zurück oder im Kreis zu fahren.
Die Landschaft war flach, keine größeren Steigungen. Da wir aber Flußaufwärts fahren, geht es permanent leicht bergauf.
Zwischenzeitlich hatte es zu regnen aufgehört und die Wolken lockerten auf. Die Temperatur kletterte knapp über 20 Grad.
Wir erreichten St. Jean de Losne und hatten auf dem Weg jede Menge Preisfischen-Veranstaltungen passiert. Hier hatten wir schon unsere 100 km voll gemacht und suchten nach einer Unterkunft für die Nacht. Der nächste Campingplatz war laut Google 28 km entfernt. Und der dritte Akku hatte noch 46%. Da wäre es nicht schlecht gewesen, sich zeitiger um eine Unterkunft zu kümmern. An Campingplätzen sind wir ja immer wieder vorbei gefahren.
Es hilft nichts, Versuch macht klug.
Die letzten 15 km waren hart, sehr hart. Mit Unterstützungsstufe eins haben wir uns zum proppenvollen Campingplatz in Dole gemogelt. Der Akku hat tatsächlich gereicht und wir haben auch noch einen Platz bekommen. Was will man mehr.
Morgen geht es auf dem Eurovelo 6 weiter über Besancon in Richtung Montbeliard (Mömpelgard).
Heute waren es 130 km.
Gesamtkilometer: 5580
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