18.08.2023 - Etappe 62

Veröffentlicht am 19. August 2023 um 18:06

Da es sehr heiß werden soll, sind wir schon kurz nach 8 Uhr losgefahren. Was wir da noch nicht wußten, es sollte einer der schlimmsten Tage unserer bisherigen Reise werden.

Im Moment fahren wir einer Radroutenkollektion der Via Podiensis über Komoot nach. Das heißt, jemand hat die Strecke von Le Puy bis St. Jean Pied de Port durchgeplant und hoffentlich auch gefahren und in Komoot eingestellt. Mit Höhenprofil, Gesamtkilometer und Fahrbahnqualität usw. Das macht zum einen die Planung der jeweiligen Etappen einfacher aber wir haben auch regelmäßige Probleme, da wir mit unserem Rad nicht jede x-beliebige Strecke fahren können.

Für die heutige Etappe war hügeliges Gelände angesagt, mit stetigen Auf- und Abfahrten, allerdings moderat, zum Genießen. Für die letzten Kilometer sollte die Tour auf der Veloroute der zwei Meere verlaufen, am Kanal, der von der Garonne zum Kanal de MIDI und weiter zum Mittelmeer führt. Dieser Kanal, respektive die Flüsse verbinden den Atlantik mit dem Mittelmeer. Mit 920 Höhenmeter auf 80 km schien auch alles sehr moderat. Da hatten wir schon wesentlich mehr Höhenmeter gemacht.

Es ging dann schon kurz nach dem Start los, zunächst mit moderaten Anstiegen und wir fuhren in die Region ein, die als Toskana Frankreichs bekannt ist.

Schnell fuhren wir auf Nebenstraßen, immer in der Nähe des Pilgerweges und es kamen uns eine Menge Pilger entgegen.

Ja und dann ging’s los. Aus den moderaten Anstiegen wurden Mördersteigungen, teilweise so steil, dass Evelin spazieren gehen musste. Hoch kamen wir da nur mit voller Leistung. Ich frage mich natürlich, was der Verfasser unter einem moderaten Anstieg versteht. Wenn ich ein vollgepacktes Reiserad nicht mehr den Berg hochschieben kann, ohne dass ich das Gepäck ablade und später nachhole, dann ist das für mich kein moderater Anstieg mehr. Aber, wir können das nicht ändern. Das Problem, es kamen ständig solche Anstiege, was unsere Akkus schneller leersaugte, als wir schauen konnten.

Bei einer Pause vergaßen wir dann auch noch die lose auf dem Anhänger abgelegte Jacke von Evelin und verloren diese bei der Weiterfahrt. Zum Glück war nichts wertvolles drin.

In den schönen Orten, die wir durchfuhren, immer das gleiche Bild, der Ort weit oben und die Etappe, offensichtlich so ausgelegt, wirklich jeden Berg mitzunehmen, führte auf der steilsten Route nach oben. Natürlich wenig Höhenmeter, da es ja fast senkrecht nach oben ging.

In den Orten immer das gleiche Problem, dort wo die Navigation hin wollte konnten oder durften wir nicht und dort wo wir konnten oder durften, wollte sie nicht. Entweder war Markt oder die Straßen waren aus anderen Gründen gesperrt.

Und dann kam die Hitze, der Asphalt hatte sich aufgeheizt und wir wurden von allen Seiten geröstet und wir kamen einfach nicht vom Fleck. Steigung reihte sich an Steigung. Egal wie schön die Landschaft war, wir wurde bald kirre.

Die Gegend ähnelt wirklich sehr der Toskana, wunderschöne, alleinstehende Häuser und Gehöfte aber fast alle mit erheblichen Sturmschäden. Abgedeckte Dächer, eingedrückte Wände und plattgedrückte Felder. Da muss ein ordentlicher Orkan getobt haben. Jede Menge Bäume, die in halber Höhe abrasiert oder ganz entwurzelt wurden.

Ja und dann führte uns die Navigation an einen für uns absolut unfahrbaren Wegabschnitt, der in der Beschreibung wohl vergessen wurde. Ich bin dann gut einen Kilometer den Weg entlang gegangen, in der Hoffnung, es ist nur ein kurzes Stück, leider Fehlanzeige. Also zurück, gewendet und wieder den Berg hinauf, den wir zuvor runter gefahren war. Das kostete uns so viel Energie, daß klar war, wir werden unser Tagesziel Moissac nicht mehr erreichen.

Zudem sprach die Navigatorin seit geraumer Zeit nicht mehr mit mir, war wahrscheinlich sauer, weil sie mit meiner Wortwahl nicht einverstanden war und die Sonne stand so ungünstig, dass auf dem Display nichts zu erkennen war.

Wir hatten so was von die Schnauze voll und ich keinen Plan wie es weitergehen sollte.

Einen schattigen Platz zu finden um umzuplanen, war gar nicht einfach aber nach einigem Suchen fanden wir einen winzigen schattigen Fleck. Dort nach dem nächsten Campingplatz gesucht, der war nur knappe 3 km entfernt, den sollten wir mit der restlichen Akkukapazität schaffen.

Der Platz lag an der Garonne, wobei wir aber noch einmal eine Mördersteigung hochfahren mussten. Da musste Evelin sogar schieben, sonst wären wir da nicht hochgekommen.

Es war ein kleiner, privater Platz, mehr oder weniger auf Spendenbasis. Allerdings meinten die Besitzer, dass sie im Moment ein großes Mosquitoproblem hätten. Keine normalen sondern „Tiger“. Sabine und ihr Mann fahren selbst ein Hase Pino-Tandem und so unterhielten wir uns noch über unser Gespann. Sie hatten zwar schon alle möglichen Arten von Trikes gesehen, aber so etwas noch nicht.

Wir entschieden uns zu einer Ladepause und anschließender Weiterfahrt zum Campingplatz nach Moissac. Es sollte ohne Steigungen, entlang des zuvor genannten Kanals dorthin gehen.

Wir luden eine Stunde unsere Akkus, vielen Dank dafür und fuhren die restlichen 20 km nach Moissac.

Erst gegen 18 Uhr waren wir am Campingplatz und stellten schnell das Zelt auf. Anschließend noch einen Supermarkt suchen, etwas zu essen machen, duschen usw.

Die Laune besserte sich erst ein wenig, nachdem wir etwas gegessen hatten.

Nach dem Essen wurden wir von einem Paar angesprochen, das uns am Nachmittag mit ihrem Auto überholt hatten. Sie waren auch uns aufgefallen, da sie einen Wagen mit ES-Kennzeichen fuhren. Die beiden stammen aus Kirchheim-Teck und waren sehr an unserem Tandem interessiert. Sie bleiben drei Tage auf dem Campingplatz in Moissac und fahren dann weiter, wohin ist noch offen.

Ich habe dann gestern keinen Reisebericht mehr geschrieben. Zum einen war es schon sehr spät und zum anderen musste ich die Eindrücke erst sacken lassen, sonst wäre der Bericht wahrscheinlich noch negativer geworden.

Gestern waren es 88 km, es war am Nachmittag unglaublich heiß und für die kommenden Tage sind Temperaturen von über 40 Grad angesagt.

Gesamtkilometer: 4797

Link zur Etappe:

https://www.komoot.de/tour/1266497097?ref=avs&share_token=aIIFIuzCjaSXX8xVPJXNQXXCjTNrRvO5GNDewB0g35VlhKezMb

https://www.komoot.de/tour/1266647032?ref=avs&share_token=ajUClWXtgI3JM8hvlANJqoArzyfVh0Wtv0zTtl1as7Jy9T1c0a

https://www.komoot.de/tour/1266934834?ref=avs&share_token=afmuLByP48lWX6T1Po6KZ9gzFL4TZGtg1dOt7CwXqJ8FaiuQfn

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.