Gestern waren wir noch im Ort und haben einen Armagnac probiert. Sehr sehr gut aber höllisch teuer.
Der Ort selbst ist schön, allerdings viel Verfall und auffallend viele Friseuersalons. Sogar mehr als Optiker, das ist schon außergewöhnlich. Außerdem gibt es eine Stierkampfarena, die aber gerade geschlossen ist, weil ein Baum darauf gefallen ist.
Heute Nacht mal wieder wirklich gut geschlafen, auch ohne Wachs in den Ohren. Gegen halb acht sind wir aufgestanden und um halb neun losgefahren. Da die Tour direkt an dem Supermarkt vorbei ging bei dem wir gestern eingekauft haben, nahmen wir dort gleich ein kleines Frühstück.
Danach folgten wir der von Komoot vorgegebenen Tour und bogen bald von der vielbefahrenen Hauptstraße ab. Aber auch auf den Nebenstraßen war, in Anbetracht der Straßenverhältnisse, überraschend viel Verkehr.
Heute Morgen war der Himmel wieder mal völlig bedeckt. Die Bewölkung lockerte im Tagesverlauf auf und die Sonne konnte uns kräftig einheizen.
Die vorgegebene Tour, der wir nachfuhren, folgte in weiten Strecken der Route des GR 65 und damit der Via Podiensis, dem Pilgerweg von Le Puy nach St. Jean Pied de Port.
Ich war wieder mal überrascht, wieviel Menschen auf diesem Weg unterwegs sind. Überraschend viele junge Frauen, in Gruppen, aber auch alleine.
Landschaftlich war die Tour heute der absolute Hammer. Wir fuhren auf schmalen Landstraßen durch kleinste Dörfchen, an einsam gelegenen Häusern und Höfen vorbei. Die Hofhunde hatten endlich etwas zu tun und bellten und bellten.
Wie gestern fuhren wir an riesigen Maisfeldern vorbei, wobei an vielen Feldern die Pflanzen nach oben gestutzt waren. Außerdem Sonnenblumenfelder und immer mehr Weintrauben. Neu hinzu kamen Hirsefelder.
Die Straßen waren schwer zu fahren, es waren häufig diese schnurgeraden Straßen, die extrem steil ansteigen und anschließend genauso steil wieder hinuntergehen. Unser Problem, wir können den Schwung der Abfahrt kaum oder nicht bergauf mitnehmen. Da macht uns regelmäßig die Schwerkraft einen Strich durch die Rechnung. Also quälen wir uns die Steigungen rauf und fahren auf der anderen Seite vorsichtig runter, was der Fahrbahnqualität geschuldet ist.
In Nogaro verpflegen wir uns an einem Aldi Supermarkt. Natürlich gibt’s dort keine gekühlten Getränke, wie in fast jedem anderen Supermarkt.
Danach geht es weiter durch die Bilderbuchlandschaft. Immer wieder herrliche Ausblicke. Wir fahren an großen Weihern, vermutlich Fischteichen, vorbei. Anschließend durch eine Allee mit riesigen Bäumen mit weißen Stämmen. Beim Näherkommen sieht man, es sind uralte Ahornbäume.
Auf einem einsamen Weg treffen wir auf eine Pilgerin, die uns anspricht, da sie das .de auf unserm Bambuk Wimpel gelesen hat. Sie kommt aus Holland und ist auf dem Weg nach Roncesvalles wo sie 14 Tage ehrenamtlich als Hospitaliero arbeiten wird. Anschließend geht sie zurück nach Le Puy wo sie ebenfalls nochmals ehrenamtlich tätig sein und sich mit ihrem Mann treffen wird. Was sie anschließend machen steht noch nicht endgültig fest, hängt auch ein wenig vom Wetter ab. Wir
unterhalten uns noch eine Weile über unser Tandem und dessen Möglichkeiten und die Probleme, die wir auf der bisherigen Fahrt hatten, bevor es weitergeht.
Immer wieder fahren wir an erschöpften Pilgern vorbei, die sich im Schatten ausruhen.
Wir kommen an einem einsamen Hof vorbei, wo Armagnac verkauft wird, biegen spontan ab und platzen mitten in eine Verkostung hinein. Nun, ich muss sagen, es gibt schlimmeres.
Nachdem wir einige Gläser mit verschieden altem Armagnac gekostet haben, entscheiden wir uns für einen über 20 Jahre alten Brand und machen uns dann wieder auf den Weg.
Tja, auch Armagnac verleiht Flügel. Die ersten Kilometer laufen super, danach… läuft‘s zäh.
In Eauze wollten wir eigentlich die Kirche besichtigen, es ist aber Markt und die Stadt voller Menschen. Dort wo unsere Navigatorin hin will, können wir nicht und dort wo wir hin können, will die Navigatorin nicht.
Irgendwie finden wir aus der Stadt hinaus und biegen auf eine Voie Verte, eine ehemalige Bahntrasse ein. Auf dieser sind auch die Pilger unterwegs. Die Voie Verte ist über weite Strecken zugewachsen, wie ein grüner Tunnel. Die Kühle des Schattens ist eine echte Gnade.
Ja und da sind sie wieder, diese bescheuerten französischen Radweg Barrieren. Dort wo andere einen Pfosten reinstecken um den man rumfahren kann, stecken die vier Pfosten rein und an der breitesten Lücke nageln sie noch irgendein bescheuertes Schild dran, damit du auch ja nicht durchkommst. Manchmal kann man einen Pfosten rausziehen, aber gewöhnlich sind die beiden mittleren Pfosten mit Schlössern gesichert (für die ich dieses Mal aber den passenden Schlüssel hatte).
Ich weiß, die Franzosen sind ein Volk von Rennradfahrern und jeder denkt er wäre ein Eddie Merx. Die würden auch an den Barrieren vorbeikommen aber, die fahren da doch gar nicht, da liegt doch viel zu viel Zeug rum und die würden sich alle fünf Meter einen Platten fahren. Aber Familien mit Kinderanhängern und Spezialradfahrer werden ausgesperrt. Besonders blöd ist, dass die Barrieren keiner einheitlichen Vorgabe folgen. Mal sind die Lücken 95 cm, also breit genug und mal eben nur 85 cm, also zu schmal. Das führt dann dazu, dass du auf der einen Seite einfahren kannst, dann viele Kilometer auf der Strecke fährst und auf der anderen Seite nicht rauskommst.
Aber was soll’s, solange unser Schlüssel passt…
Wir konnten bis Condom auf der Voie Verte fahren, was sehr entspannend war und uns einige Höhenmeter erspart hat, die Komoot noch in Petto gehabt hätte.
Wir sind jetzt auf dem Camping Municipal in Condom, ich wiederhole, in Condom, nicht im…
Heute waren es 83 km
Gesamtkilometer: 4709
Link zur Etappe:
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Kommentare
Am Tag passiert ja echt viel, aber Nachts ??? Erzählt mal da ein wenig mehr.... Ist Sex beim Pilgern eigentlich verboten???