Obwohl es gestern noch lange recht laut war, sind wir schnell eingeschlafen. Um halb zwei wurden wir von Blitz und Donner geweckt. Wir hatten allerdings Glück, das Gewitter streifte uns nur und das bisschen Regen war nicht der Rede wert.
Heute Morgen war dennoch alles nass und leider hatten wir gestern das Tandem nicht mit der Plane abgedeckt, nur die Sitze, mit den Regenbezügen.
Die Akkus hatte ich noch während des Gewitters ins Zelt geholt.
Wir sind kurz vor halb acht aufgestanden, haben unser Zeug zusammengepackt und sind um halb neun losgefahren.
Der Supermarkt im Ort war bereits geöffnet so dass wir ein leichtes Frühstück einnehmen konnten.
Der Himmel war komplett bedeckt, es war aber nicht kalt.
Die Etappenplanung mit Komoot sah ca. 80 km und fast 1000 hm vor und so ging es auch gleich los. Es waren immer Anstiege mit 100 bis 140 hm und danach ging’s auch fast so weit wieder hinunter. Wir fuhren durch viele kleine und ganz kleine Ortschaften, sehr idyllisch, mit vielen toll renovierten alten Gebäuden aber auch vielen Lost Places. Menschen sah man nur selten, auch Pilger waren wohl auf einer anderen Route unterwegs. Die ganzen Hügelketten lagen quer vor uns, so dass wir jede erklimmen und anschließend zur nächsten runterfahren mussten.
Bereits in den letzten Tagen hatten wir immer wieder Probleme mit einer durchrutschenden hinteren Kette gehabt. Heut war es dann richtig schlimm, sobald wir Druck auf die Pedale gaben, rutschte/sprang die Kette über das hintere Ritzel. Wir kamen kaum mehr einen Berg hinauf. Auf einem Parkplatz spannte ich die hintere Kette nach und, kaum zu glauben, Problem behoben, alles wieder gut.
Die Landschaft sehr abwechslungsreich, viele Bäume, Korkeichen, viele Esskastanien, Pfirsich und Feigen. Vereinzelt wurde Wein angebaut. In der Region Bearn wird noch eine uralte Rebsorte gekeltert, die aus dem Jahrhundert vor Christus stammt. Es gibt einen tiefroten Wein, den wir gestern Abend auf dem Campingplatz kosten konnten. Schmeckte sehr gut, hatte aber leichte Kopfschmerzen davon.
Wir sind jetzt in der Region Armagnac, mal sehen, ob wir heute Abend eine Probe davon nehmen können.
Ansonsten steht auf den Feldern noch überwiegend Mais und Sommenblumen.
Viele Pflanzen und Bäume sind am vertrocknen. Dort wo nicht bewässert wird, läßt alles die Köpfe hängen.
In Mourenx wollte unsere Navigatorin unbedingt verkehrtherum durch eine Einbahnstraße, obwohl der Radverkehr nicht ausgenommen war. Es war ziemlich mühselig nach einer Ausweichroute zu suchen.
Mourenx nennt sich auch Cité de Velo, scheinbar weil sie ein paar Radwege durch die Stadt haben. Wir sind auf einen eingebogen, der von hohen Bordsteinen flankiert war, wie eine Schneise. Dazu noch schmal und ein schlechter Fahrbahnbelag. Beim Einfahren hat es uns beinahe den Anhänger umgeschmissen. Dieser Radweg ist unglaublich schlecht. Ich wage gar nicht daran zu denken, wenn da ein Kind hängen bleibt oder ein Radler dagegen fährt. Daneben dann die Fahrspuren für den übrigen Verkehr, ebenfalls von hohen Bordsteinen flankiert. Ich weiß echt nicht, was manche Verkehrsplaner für Vorstellungen haben. Da schafft man extreme Gefahrenstellen, wo vorher keine waren. Auf den ganzen Landstraßen fahren auf den Seitenstreifen, ohne physische Abtrennung, tausende mit ihrem Rennrad, ohne das etwas passiert und da möchte ich echt nicht wissen, wieviel Radler schon über die Bordsteine geflogen sind.
Nach Mourenx ging es einige Zeit durch triste Industriegebiete, vorbei an „Wohnwagenlagern“ nach Artix.
Die Pyrenäen waren nicht zu sehen, da steckte alles in den Wolken, obwohl im Laufe des Vormittags die Bewölkung auflockerte und die Sonne rauskam
Von Artix aus ging es über Mazeroles nach Arzaq-Arraziguet, wo wir nach längerem Suchen einen geöffneten Supermarkt finden konnten. Dort legten wir unsere Mittagspause ein. Beim Supermarkt machten auch eine Menge Pilger Rast. Überhaupt bin ich überrascht über die Anzahl der Menschen, die auf diesem Weg in Richtung Pyrenäen marschieren.
Nach Arzaq leitete uns unsere Navigatorin erneut in einen Weg, entgegen der Einbahnstraße. Mangels Alternativen mussten wir dieses Mal durch. Es ging auf einem schmalen Weg durch einen Wald, steil hinunter, wie in einem Hohlweg. Ausweichen wäre da schwerlich möglich gewesen aber außer ein paar Pilgern kam uns niemand entgegen.
Danach ging es hoch nach Pimbo und jetzt wissen wir auch, warum dieser Abschnitt im Höhenprofil rot gekennzeichnet war. Es war so steil, dass wir abwechselnd spazieren gehen mussten. Pilger die runterkamen machten nach etwa der Hälfte der Strecke Pause um die Knie zu entlasten und natürlich knallte die Sonne volle Kanne in den Hang.
Nun, alles geht vorbei, irgendwann waren wir oben und da stand dann ein Haus, in sehr exponierter Lage, mit einem tollen Pool und herrlicher Aussicht. Außerdem eine schöne, aber recht baufällige Kirche.
Weiter ging es auf der Höhe über einen breiten Grat von dem aus man einen herrlichen Blick nach rechts und links in die Täler hatte.
Gegen 14.30 Uhr waren wir dann kurz vor unserem heutigen Etappenziel Aire sur l‘Adour. Das,Städtchen liegt am Fluß Adour und hat auch einen Campingplatz. Wie üblich übernimmt dann immer Google, wenige Kilometer vor dem Ziel, die Navigation, hatte aber wegen einer gesperrten Straße erhebliche Probleme uns ans Ziel zu bringen.
Direkt am Adour fanden wir die Tourist Info und holten uns einen Stempel fürs Credencial und einen Tip zum nächsten Supermarkt.
Nachdem wir eingekauft hatten fuhren wir zum Campingplatz, mußten aber noch einige Minuten warten, bis die Reception öffnete.
Ein schöner Platz, nicht so überlaufen wie der letzte.
So, nun noch ein Wort zu dem überfahrenen Tier. Offensichtlich handelt es sich tatsächlich um eine der sehr seltenen Ginsterkatzen. Jetzt wollen wir nur hoffen, dass es kein Weibchen mit Nachwuchs war.
Heute waren es 83 km
Gesamtkilometer: 4626
Link zur Etappe:
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