Gegen 20.30 Uhr waren die Fahrradakkus endlich voll. Ich habe mich, als ich sie abholte noch recht herzlich bedankt.
Leider blieben die Mücken lästig und ließen uns keine Ruhe, so daß wir schon kurz vor 9 Uhr in die Falle gekrochen sind. Es war noch sehr warm und so sind wir auf den Schlafsäcken eingeschlafen, nachdem wir unsere Ohren mit Wachsstöpseln verrammelt haben.
Wider Erwarten war es eine recht gute Nacht. Wir sind schon kurz nach 7 Uhr aufgestanden, denn die heutige Etappe wird sehr lang und hat extrem viele Höhenmeter. Um 8.30 Uhr waren wir schon unterwegs. Die Sonne schien wieder von einem wolkenlosen Himmel und es versprach sehr heiß zu werden.
Zunächst ging es den gleichen Weg zurück, den wir gestern nach Mendigorria gefahren sind. Man kann es kaum glauben, wie unterschiedlich ein und dieselbe Strecke auf einen wirken können, wenn sie in unterschiedliche Richtungen und bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen befahren werden.
Schnell hatten wir Puente La Reina erreicht und der erste Weg führte uns zu der weltberühmten königlichen Brücke, die sich heute morgen auch wahrhaft königlich zur Schau stellte. Sie warf ein wunderbares Spiegelbild auf den ruhig dahinfließenden Rio Arga.
In Puente La Reina gibt es natürlich nicht nur die königliche Brücke, nein, hier vereinigen sich zwei wichtige Pilgerwege nach Santiago. Der Camino Frances, von St. Jean Pied de Port kommend und der Camino Aragones (Aragonischer Weg), der vom Somport Pass über Jaca hierher führt.
Danach fuhren wir in den Ort und fanden tatsächlich ein offenes Kaffee, bei dem wir unseren Morgenkaffee genießen konnten. Es war einfach herrlich.
Weiter ging es nach der Kaffeepause zur Eremitage de Nuestra Senora de Eunate. Dazu verließen wir die Komoot Route und fuhren über Obanos am Rio Robo entlang nach Eunate.
Die Kirche ist im romanischen Stil erbaut und liegt am aragonischen Zweig des Weges. Ein kleines Gebäude aber äußerst imposant. Leider auch geschlossen und kein Vermerk zu den Öffnungszeiten.
Wir fuhren weiter die Bikeline Route über Muruzabal und Uterga hoch zum Puerto del Perdon. Es ging immer wieder sehr steil hinauf und anschließend wieder hinunter. Das Wetter immer noch traumhaft schön, die Landschaft sehr sehr schön. Was man auch in Spanien in der Zwischenzeit leider sehr selten sieht, es flogen 3 Geier über uns und drehten ihre Kreise. Was für majestätische und elegante Flieger.
Wir nahmen dann die Abzweigung zum Puerto del Perdon (frei übersetzt Hafen der Vergebung) und fuhren nochmals einige Höhenmeter hinauf bis zur Kreuzung mit dem Camino. Dort befindet sich eine Aussichtsplattform, ein Denkmal und die weltberühmten Metallfiguren und Windfahnen. Außerdem ein Windrad zur Stromgewinnung am anderen und jede Menge, vom Aufstieg, erschöpfte Pilger, die sich vor dem nicht weniger anstrengenden Abstieg erholten.
Nach einer ausgiebigen Fotopause und einigen Fotosessions, unser Tandem betreffend, machten wir ans auf die Abfahrt hinunter nach Pamplona.
Zwischenzeitlich war es 12 Uhr und es war schon richtig heiß, aber der Fahrtwind konnte uns noch erfrischend abkühlen. Die Strecke nach Pamplona ist wegen der Autobahn etwas kompliziert und man muss einen ziemlichen Haken fahren um dann letztlich auf dem Camino bzw. Eurovelo 3 nach Zizur Mayor, einem Vorort von Pamplona zu gelangen.
Die Komoot Route führte uns am Stadtzentrum vorbei, was nicht schlimm war, denn es war Sonntag und es waren jede Menge Fußgänger unterwegs. Außerdem waren wir erst 2019 mehrere Tage in Pamploma und haben die Stadt ausgiebig besichtigt.
Ich weiß nicht wie oft wir bei der Stadtdurchfahrt fotografiert und verflucht wurden. Fotografiert nahezu an jeder Ampel und verflucht wahrscheinlich von jedem Busfahrer der uns nicht überholen konnte.
Gegen 13 Uhr waren wir durch und machten in Huarte an einem Supermarkt Pause. Klar war, dass wir ohne nachladen unser heutiges Ziel, Burguete, nicht erreichen können.
Zwischenzeitlich zeigten die Thermometer im Schatten 37 Grad an und auch der Asphalt war glühend heiß. Wir fuhren nun auf der verkehrsreichen N 135 nach Zubiri. Zubiri ist ein kleines Pilgerstädtchen am Fuße des Anstiegs zum Erro-Pass.
Bis dahin hat man einige schöne Ausblicke auf die Pyrenäen, die Straße selbst ist aber nicht berauschend. Permanent leicht ansteigend und viel Verkehr, auch LKW und Busse aber insbesondere sehr viele Motorradfahrer.
In Zubiri haben wir dann in einem Lokal 1 1/2 Stunden pausiert um zwei Akkus nachzuladen und eine „Kleinigkeit“ zu essen. Durch mein Schnellladegerät, welches mit 7 A lädt, war der eine,Akku danach wieder nahezu voll.
Nach der Ladepause ging es gut gestärkt an den Anstieg. Zunächst 300 hm hinauf zum Erro-Pass. Danach wieder 200 hm runter nach Erro. Danach wieder fast 500 hm rauf zum Mezqiriz-Pass und am Schluss wieder gute 100 hm hinunter zum Campingplatz bei Burguete.
Der Aufstieg zum Erro-Pass war schlimm, eigentlich gut fahrbahr, in der Spitze 14%, aber die Sonne knallte voll in den Hang. Von allen Seiten strahlte Hitze auf uns. Wir schwitzten wie in der Sauna. Immer wieder aufmunterndes Hupen oder anfeuernde Rufe aus den geöffneten Fenstern trieben uns den Berg hinauf. Lieber wäre mir gewesen, einer hätte angehalten und uns mit seinem Abschleppseil den Berg hinauf gezogen. Nun, war nicht, ging auch so. Oben am Pass stand ein Pilgerbus mit italienischem Kennzeichen, der eine Ladung Buspilger auf den Parkplatz pinkeln ließ. Da waren einige dabei, denen hätte etwas Bewegung wirklich gut getan.
Landschaftlich war es wirklich toll, die Bäume in sattem Grün, die umliegenden Berge wahnsinnig schön, aber eben heiß, heiß heiß.
Ja und dann ging’s wieder fast die ganze Höhe, die wir mühsam erstrampelt hatten wieder hinunter. Das ist ja so extrem ätzend… Läßt sich aber leider nicht ändern.
Der zweite Anstieg war über mehrere Kilometer relativ flach, bevor er zum Ende hin deutlich steiler wurde. Nach dem Erro-Pass war es deutlich kühler geworden. Von den Bergen herunter wehte ein strammer, sehr frischer Wind. Wolken wurden über die Bergrücken vor uns gedrückt.
Bei diesen Temperaturen fährt es sich deutlich entspannter, zumal der dritte Akku deutlich länger als erwartet durchhielt. Ich musste erst kurz vor dem Mezquiriz-Pass auf einen der nachgeladenen Akkus wechseln.
Da es jetzt nicht mehr weit war, konnten wir die volle Leistung unseres Motors in Anspruch nehmen und mussten keinen Strom mehr sparen.
Trotzdem kamen wir erst um 18.30 Uhr am Campingplatz an.
Der Campingplatz in Burguete ist ein Pilger- und Radfahreldorado und entsprechend gut besucht. Wir bekamen aber noch eine große Parzelle.
Schnell das Zelt aufgebaut, denn der Himmel hat sich komplett zugezogen und die Wolken drücken von den Bergen herunter auf den Platz. Es ist kalt geworden.
Anschließend geduscht und hernach die letzten „Tintos“ trinken gegangen.
Ein schöner Abschluss für Spanien.
Morgen ist nur eine kurze Etappe bis St. Jean Pied de Port geplant.
Heute waren es 89 km
Gesamtkilometer: 4448
Link zur Etappe:
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Kommentare
Pilgern heißt nun mal Opfer bringen und ein bisschen leiden ... Glück gehabt das die Geier euch nicht erwischt haben.. die waren sicherlich auch scho ein bissele alder .. da spielen die Augen nicht mehr so mit 🥰