Gestern Abend waren wir ziemlich gefrustet, so dass wir nicht einmal mehr ein Glas Wein getrunken haben, obwohl wir ja jetzt in der Weinregion Rioja sind.
Gegen den Lärm halfen auch nur noch Wachsstopfen in den Ohren, da hörst du wirklich nix mehr. Die sind nur ziemlich frickelig wieder raus zu pulen.
Geschlafen haben wir dann aber ziemlich gut. Wir sind erst kurz vor 8 Uhr aufgestanden, es war angenehm kühl und haben schnell zusammen gepackt. Um 9 Uhr konnten wir losfahren.
Auch heute wieder strahlend blauer Himmel und es wird sehr warm werden.
Die Bikeline-Radroute führt direkt am Campingplatz vorbei und wir starten auf verkehrsarmer Straße nach Ciruena, wo wir doch tatsächlich eine schon geöffnete Bar finden und zwei Kaffee bekommen. Dazu unsere Kekse, deren Schokolade in der Hitze geschmolzen ist und die wie Backsteine zusammen pappen. Da muss dann halt der Kaffeelöffel,als Meißel herhalten um die Dinger in essbare Stücke auseinanderzusetzen kloppen.
Man sieht einige Fußpilger, die sich in der aufkommenden Hitze in Richtung Santo Domingo de la Calzada schleppen.
Beim Kaffee trinken ist uns ein Transporter aufgefallen, der die Pilgerherbergen abklappert und die Rucksäcke der Pilger zum nächsten Etappenziel befördert.
Die Strecke heute Morgen ist absolut super. Leicht hügelig, die Landschaft ähnelt stark der Toscana. Linkerhand die Picos de Europa im Morgendunst und rechts das Massiv, welches wir gestern gesehen haben. Wir fahren am Fuß dieser Berge entlang. Wir sehen noch einige Hopfenfelder und immer mehr Weinreben. Sonnenblumen sieht man überhaupt nicht mehr.
In Alesanco wollen wir nach Najera abkürzen, was jedoch gründlich in die Hosen geht. Wir landen auf einer Staubpiste und trauen uns nicht diese weiter zu fahren also umgedreht und nach der nächsten Abzweigung gesucht. Im Bikeline sind einige verzeichnet. In der Realität gibt’s auch welche, nur Richtungsschilder gibt’s keine. Also einfach mal abgebogen und ein paar Passanten gefragt. Fehlanzeige, erst in Azofra soll es eine Carretera (Verbindungsstraße) geben. Nur beschildert ist wieder keine. Also nochmals Passanten befragt, ja, wir sind da schon vorbei, es sei der Camino für die Fußgänger aber befahrbar.
Also zurück und auf ungefähr abgebogen. Azofra hat ein sehr schönes Stadtzentrum. Viele Pilger sitzen vor den Bars und trinken etwas.
Die Strecke nach Najera ist sehr schön. Ein kleines Bergmassiv auf der rechten Seite und wir schlängeln uns auf dem Weg durch. Immer wieder kommen uns Pilger entgegen.
Noch vor Najera werden wir auf die N 120 geleitet, wenig Verkehr und ein sehr breiter Seitenstreifen und so fahren wir an Najera vorbei und biegen nach Huercanos ab.
Wieder umfängt uns die völlige Einsamkeit. Außer uns ist allenfalls mal ein landwirtschaftliches Fahrzeug unterwegs. Es ist zwischenzeitlich so richtig heiß geworden. Das Landschaftsbild hat wieder gewechselt, es hat jetzt Ähnlichkeit mit der Steiermark in Österreich, im Grenzgebiet zu Slowenien. Unglaublich schön, aber alles knochentrocken. Man sieht jetzt nur noch Weinreben und ein paar vereinzelte Olivenbäume.
Die letzten Kilometer nach Navarrete fahren wir wieder auf der N 120, auf der immer noch sehr wenig Verkehr ist. In Navarrete biegen wir ab und fahren in Richtung Fuenmayor auf einer extrem schlechten Straße, die überwiegend aus Flickstellen und Schlaglöchern besteht.
In Fuenmayor haben wir dann endlich die Gelegenheit uns in einem Supermarkt zu versorgen.
Noch während wir unser Mahl verzehren, tut es plötzlich einen lauten Schlag, wie ein Pistolenschuss. Alle Passanten zucken zusammen. Ich schaue erst mal nach unseren Reifen. Evelin gibt Entwarnung, sie hat beobachtet, wie ein Autofahrer beim Einparken über eine Kakaotüte gefahren ist, die beim platzen das Geräusch verursacht hat. Der Autofahrer war auch sehr erschrocken und hat sich bedankt, als wir ihm Entwarnung geben konnten.
Nach Fuenmayor der letzte Anstieg des Tages. Es geht lange und steil hinauf. Kurz vor der Kuppe werden wir nach links auf einen weiteren, extrem schlechten Weg abgeleitet, den wir Bremsenmordend hinunterfahren müssen. Ist schon komisch, das begleitet uns heute den ganzen Tag. Bergauf gute Straßen, kannst du Akkuschonend aber nur langsam fahren und zum Lohn wirst du bergab auf extrem schlechte Straßen geleitet und du kannst wieder nur ganz langsam fahren. Aber was soll’s, so ist das eben.
Zwischenzeitlich wird annähernd jedes Fleckchen für den Anbau von Weintrauben genutzt. An jeder Ecke eine Bodega (Weinanbaubetrieb), teilweise mit den Namen von Heiligen.
Hinunter nach Logrono fahren wir ins Tal des Flusses Ebro und an diesem entlang in die Stadt. Kurz bevor wir die Kathedrale erreicht hätten, leitet Google uns nach links ab, denn wir wollen zum Campingplatz, der sich auf der anderen Flussseite befindet. Da Google immer eine Überraschung einbaut werden wir über eine reine Fußgängerbrücke geleitet, trotz Fahrradnavigation. Nun denn, die Brücke war dieses Mal breit genug und es gab sogar Auffahrrampen für Rollifahrer und auf der anderen Seite wurden wir sogar barrierefrei wieder runtergelassen. Was will man mehr.
Noch ein paar hundert Meter und dann waren wir am Campingplatz. Am Eingang ein Schild „Completo/Full“. Evelin hat dann trotzdem gefragt und wir haben noch einen schönen Platz für unser Zelt bekommen.
Ich habe mich in der Zeit mit einer jungen Pilgerin unterhalten, die äußerst schlecht zu Fuß daherkam und der unser Rad sehr gut gefallen hat. Sie ist in St. Jean Pied de Port gestartet und versucht bis nach Santiago zu kommen, wobei sie extreme Blessuren an einem Bein hat. Sie meinte noch, wenn es keinen Platz mehr für uns geben würde, könnte Sie ihren Platz mit uns teilen. Ein tolles Angebot, welches wir dann aber glücklicherweise nicht annehmen mussten.
Heute Abend werden wir in die Stadt marschieren, sind nur 1,5 km und dort etwas essen.
Morgen soll es mindestens bis Puente La Reina gehen. Mal sehen wie‘s läuft. Für heute Nacht ist Regen angesagt, vermutlich sind deshalb die Mücken so unglaublich lästig
Heute waren es 63km
Gesamtkilometer: 4283
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