Gestern Abend haben wir es nicht mehr lange vor dem Zelt ausgehalten. Die Mücken wurden unerträglich und es war unglaublich warm. Im Zelt war es zwar auch nicht kühler, aber wenigstens waren da keine Mücken.
Irgendwie müssen die dann zum Nachbarn abgerauscht sein, denn der hat ein unglaubliches Theater, fast bis Mitternacht, vollführt. Was dem für ein Furz quer gesteckt hat, werden wir Gott sei Dank nie erfahren.
Endlich mal wieder bis um 3 Uhr auf dem Schlafsack schlafen hat schon was aber um 7.30 Uhr mussten wir raus und zusammenpacken. Die heutige Etappe wird lang und wird sehr sehr warm.
Um 8.30 Uhr geht’s los, da ist es noch so kühl, dass wir unsere langen Jacken anziehen.
Eigentlich wollten wir an der Bar des Campingplatzes noch einen Kaffee trinken, aber die Herrschaften schlafen wohl noch den Schlaf der Gerechten.
Auf einer mäßig befahrenen Straße geht es leicht ansteigend aus Burgos hinaus. Wir fahren durch einen Wald. Wir sind immer noch fast 1000 m hoch.
Es geht zunächst über Nebenstraßen nach Castrillón del Val und dann auf die N 120, die überraschend stark befahren ist. Viele LKW sind unterwegs. Es gibt zwar einen ausreichend breiten Seitenstreifen aber da liegt ziemlich viel Müll und immer wieder gibt es gefährliche Absenkungen.
In Ibeas de Juarros finden wir endlich eine geöffnete Bar und bekommen einen Kaffee.
In der Zwischenzeit schaue ich, wie die Tour weitergeht und wundere mich noch, dass Komoot auf der N 120 bleibt, obwohl nach rechts der Camino abzweigt und ich auch einen Wegpunkt in Arlanzon gesetzt habe. Nun denn, fahren wir halt auch noch die 6 km auf der N 120, das macht den Kohl auch nicht fett und Komoot wird schon seine Gründe haben.
Ja und dass hat Komoot noch nie gebracht. Leitet uns auf der N 120 weiter und nach 500 m fällt ihr ein, wir sollen wenden und doch den Camino fahren. Nun wenden auf der N 120 ist einfach gesagt lebensgefährlich und so entschließe ich mich weiter zu fahren und muß mir geschlagene 6 km lang alle paar Sekunden die maulende Navigatorin anhören. Auch das geht vorbei und bei diesem Wetter, kann man auch der Navigatorin nicht lange böse sein.
Landschaftlich ist es heute unglaublich reizvoll. Wir fahren auf der Sierra de Atapuerca einer fast 1000 m hohen Hochebene. Intensiv Landwirtschaftlich genutzt, wobei überwiegend Sonnenblumen angebaut werden. Da scheinen die Spanier vielleicht doch ein gutes Gespür für Geschäfte zu haben, wenn der Hauptlieferant auf unabsehbare Zeit ausfällt.
Langsam wird es warm und am Kloster San Juan de Ortega können wir unsere Jacken ausziehen. Es geht einige Meter zurück und dann herrscht leichte Verwirrung über den weiteren Weg. Da ist zwar ein Zeichen für den Eurovelo 1 aber das Radfahrsymbol ist durchgestrichen. Wir fahren trotzdem durch, der Radweg war vor 18 Jahren in einem deutlich besseren Zustand. Es gibt allerdings nichts, was darauf hindeuten könnte, warum hier keine Radler fahren dürfen. Landschaftlich ist alles unverändert, es geht immer wieder rauf und anschließend runter an riesigen Sonnenblumenfeldern vorbei.
Zwischen Villascusa La Solana und Cerraton de Juarros folgt die Überraschung des Tages. Wir fahren bergab und kommen um eine Kurve und da kommt uns ein Bambuk-Tandem entgegen. Die Überraschung ist auf beiden Seiten und wir halten an und blockieren erst mal die ganze Straße. Mia und Dirk aus Belgien, die von Belgien aus den Eurovelo 3 (Pilgerweg) nach St. Jean Pied de Port gefahren sind und nun den Camino Frances nach Santiago. Die beiden wollen auf einem anderen Weg zurück fahren und ihre Reise in Andorra bei Bekannten beenden. Leider hatten Sie einige Probleme mit der Technik.
Wir haben uns gut und lange unterhalten und einige Erfahrungen ausgetauscht bevor wir weitergefahren sind.
Kurze Zeit später fuhren wir an einem geparkten Bus „Veloreisen.ch“ vorbei und ich dachte mir noch, was der wohl da macht. Einige Orte weiter in Villalomez fuhren wir dann an den zugehörigen Radlern vorbei, die offensichtlich auf einer geführten Radreise nach Santiago sind.
In Villalomez beginnt der letzte Anstieg, bevor es hinunter nach Belorado geht. Es ist heiß, kein Baum, kein Schatten aber wir müssen da hoch. Die Landschaft sehr imposant, jedes Zipfelchen wird landwirtschaftlich genutzt. Jetzt aber alles knochentrocken, bis auf die Sonnenblumenfelder.
Oben an der Kuppe eine fantastische Aussicht hinunter ins Tal aber auch auf ein beeindruckendes Bergmassiv voraus.
Wir fahren hinunter und müssen auf der grottenschlechten Schlaglochpiste höllisch aufpassen unsere Technik nicht in so einem riesigen Schlagloch zu versenken.
Die letzten Kilometer bis Belorado verlaufen wieder über die N 120. Der Verkehr ist nicht weniger geworden.
In Belorado finden wir einen kleinen, geöffneten Supermarkt und können uns endlich verpflegen, da das Frühstück ja ausgefallen war.
Noch in Belorado zweigt die Etappe nach links ab und wir fahren hoch über einem beeindruckenden riesigen Canyon nach Tormantos. Es herrscht überraschend viel LKW Verkehr. Die LKW transportieren wohl irgendwelche Salze oder was auch immer da abgebaut wird. Es gibt einen riesigen Abbaukomplex zu dem die LKW fahren bzw. von wo sie kommen. Wir nähern uns langsam dem Talgrund und fahren in einer langgezogenen Schleife dem Ausgang des Canyons zu. Zwischenzeitlich sind wir in der Region Rioja angekommen und die landwirtschaftlichen Anbauprodukte haben gewechselt. Man sieht jetzt Weinreben, Kartoffeln, Zuccini und insbesondere riesige Paprikafelder. Wenn man an so einem Feld vorbei fährt, riecht alles intensiv nach Paprika, echt super.
In Heramelluri haben wir den tiefsten Punkt erreicht und nun geht’s wieder stetig aufwärts aber in einer relativ angenehmen Steigung.
Fünf Kilometer vor Santo Domingo de la Calzada ist die Straße dann plötzlich gesperrt und die Umleitung verläuft über 11 km über eine grottenschlechte Straße. Die Straße bestand ausschließlich aus Flickstellen und riesigen Schlaglöchern. Wie in Spanien üblich abgeleitet und das war’s. Allerdings war die Weiterfahrt nach 6 km selbsterklärend nur noch 5 km den Schildern nach Santo Domingo folgen.
Die Straße war nigelnagelneu. Der Seitenstreifen ums a…lecken zu schmal für uns. Wir kamen immer mit dem linken Vorderrad auf den frisch eingepressten Rüttelasphalt was äußerst unangenehm zu fahren war. Also fuhren wir halt auf der Straße. War aber sowieso wenig Verkehr, so dass sich keiner daran gestört hat.
In Santo Domingo sind wir zunächst zur Kathedrale gefahren, die sogar geöffnet hatte, allerdings sollte man kräftig blechen um hinein zu kommen. Lehnen wir ab, wenigstens der Stempel in den Pilgerpass war kostenlos.
Wir sind dann zum nächsten Supermarkt und haben Verpflegung eingekauft und sind weiter zum Campingplatz gefahren. Ja, schimpft sich 5 Sterne Campingplatz und ist schweineteuer. Personal ist genervt und läßt dies an der Kundschaft aus. Wir haben einen Platz direkt am Scheisshaus bekommen. So was wird auf anderen Plätzen gar nicht vermietet. Was anderes gibt es aber nicht, die Zelte sind hier ein Nischenprodukt, die wollen hier nur ihre Kabanas vermieten, aber das war schon vor 18 Jahren so, damals sind wir abgewiesen worden. Der absolute Hammer ist die Strompreiskalkulation 15 Euro für Strom, für eine Nacht, das ist der absolute Nepp Bin gerade am Überlegen mir noch ein paar Akkus zu besorgen, die ich laden kann. Nun was soll’s, umsonst ist der Tod und der kostet das Leben.
Bin gespannt, wie die Nacht wird , die Scheisshaustüre hat einen Türschließer, der die Türe mit einem lauten Wumms zuknallt. Könnte man auch leise, wenn man die Türe festhält, macht aber keiner.
Heute war es sehr sehr heiß, aber so wollten wir es ja. Vielleicht haben wir auch deshalb nur einen Fußpilger und einige Radpilger gesehen. Jetzt gehen wir mal nicht davon aus, dass die alle, wegen der Hitze, abgebrochen haben, sondern bereits vor Sonnenaufgang losmarschiert sind.
Heute waren es 94 km
Gesamtkilometer: 4220
Link zur Etappe:
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Weiterhin gute Fahrt.
Hier ist das Wetter auch wieder schön!