08.08.2023 - Etappe 53

Veröffentlicht am 8. August 2023 um 20:36

Gestern Abend hat uns noch eine junge Radpilgerin aus Deutschland angesprochen. Sie ist auf dem Weg nach Santiago und will danach noch nach Fisterra und Muxia. Sie meinte, sie habe noch eine Menge Zeit, da ihr Rückflug erst für den 26.08. gebucht ist. Sie ist weit gereist bzw. macht jedes Jahr ausgedehnte Radreisen. Wir haben uns sehr angeregt unterhalten und ich habe darüber die Zeit vergessen. Als wir dann in Carrion waren, hatten die meisten Geschäfte schon geschlossen.

Die Nacht war ruhig und nicht so kalt wie die vergangenen Nächte, obwohl wir direkt neben dem Fluß Carrion gecampt haben.

Als wir um 8 Uhr aufgestanden sind, ist die Radpilgerin gerade aufgebrochen.

Wir haben dann ebenfalls unsere Sachen zusammengepackt und sind um viertel nach 9 Uhr los gefahren.

Wie in den vergangenen Tagen, blauer Himmel, allerdings mit ganz leichten Schleierwolken. Es war deutlich wärmer als gestern.

Die Strecke führte uns zunächst auf der wenig befahrenen Nationalstraße 980 nach Fromista. Bereits nach einer Dreiviertel Stunde hatten wir Fromista erreicht. Die Pilger, die uns entgegen kamen mussten neben der Straße auf dem Pilgerweg gehen. Die Strecke war ähnlich wie gestern, flach und der Blick war weit, überwiegend landwirtschaftliche Flächen, wobei das letzte Getreide gerade geerntet wird. Mais haben wir nicht mehr viel gesehen, überwiegend riesige Sonnenblumenfelder.

In Fromista haben wir in einer Bar einen Kaffee getrunken und uns kurz mit einem süddeutschen Paar unterhalten, das noch nicht genau wusste,  welchen Camino sie gehen wollen und da ist Fromista der perfekte Ausgangspunkt, denn hier treffen sich mehrere Wege.

Nach Fromista ändert sich die Landschaft grundlegend, es wird hügeliger, rundum lauter Tafelberge und darauf Windrad an Windrad. Bäume fehlen nun fast gänzlich. Die Landschaft ist trocken und staubig. Es gibt zwar Kanäle, aber außer dem großen Canal Castilla sind die meisten trocken. Und jetzt sind sie da, die berüchtigten schnurgeraden Straßen, die man bis zum Horizont sieht und dem man sich nur sehr langsam nähert. Auch die Pilger müssen an diesen Straßen langlaufen. Zwischenzeitlich ist Mittagszeit und einige Pilger wirken sehr erschöpft. Auch wir spüren die immense Hitze des heutigen Tages. Zudem müssen wir Akku sparen, da die heutige Strecke rund 100 km lang ist und etwa 600 hm hat.

Nach einer weiteren Stunde erreichen wir Castrojeriz, das an einem imposanten Tafelberg liegt. Wir machen dort Mittag und verpflegen uns in einem kleinen Supermarkt.

Als wir weiterfahren kommen uns einige, sehr erschöpfte, Pilger entgegen, die so kaputt sind, dass sie nicht mal mehr grüßen können.

Wir erreichen kurz darauf die Ruinen des Convento San Anton, machen einen kurzen Fotostop und holen uns einen Stempel für unseren Pilgerpass.

Danach gehts weiter, die Strecke steigt jetzt deutlich an, Pilger sieht man nicht mehr viele und wenn, gehen sie wie in Trance. Wir fahren durch eine Baumallee und kommen am Dorf Hontanas vorbei. Das ist doch da, wo Kerkeling sein Erlebnis mit der schmuddeligen Kneipe und dem noch schmuddeligeren Wirt hatte…

Wir bleiben auf der Straße und sparen uns die Fahrt durch den Ort. Es geht weiter aufwärts und es wird immer heißer. Auf der Hochebene weht nun ein strammer Wind, natürlich von vorne.

Wir fahren an riesigen Windparks vorbei und endlich geht es abwärts. Wir kommen durch ein kleines Dorf und würden gerne irgendwo etwas kaltes zu trinken kaufen. Aber alles wie ausgestorben. Neben einem Kinderspielplatz ein Brunnen am Straßenrand. Mit der Hilfe einiger Einheimischer, die mit kleinen Kindern am Spielplatz sind, läßt er sich tatsächlich in Betrieb nehmen. Sie geben noch den Hinweis, dass einige Meter weiter oben ein weiterer, größerer Brunnen wäre.

Wäre ich doch fast vorbei gefahren. Evelin kann endlich ihre Beine kühlen. Letzter Anstieg in der prallen Sonnen, bevor wir die N 120 erreichen, die direkt nach Burgos führt. Es folgt eine lange Abfahrt, außer uns kein Fahrzeug unterwegs. Im Tal entscheiden wir, direkt auf der N 120 weiter zu fahren und den Umweg über Hornillos zu sparen. Es geht zwar nochmals rauf, aber der Rest ist nicht mehr so lang und wir haben noch einen ganz vollen Akku. Im letzten Ort vor Burgos gehen uns die letzten Wasservorräte aus, wir lutschen jetzt quasi an unseren Zungen. Glücklicherweise kommt eine Tankstelle und wir bekommen endlich ein kaltes Getränk.

Burgos ist dann schnell erreicht und o Wunder, wir werden auf einem Radweg in Richtung Kathedrale geführt. Qualitativ nicht besonders gut aber immerhin. Wobei der Verkehr auf der Straße jetzt auch nicht übermäßig stark ist.

Wir erreichen die Kathedrale über den Pilgerweg und befinden uns etwas oberhalb des Kathedralenplatzes. Es ist schon ein unglaubliches Bauwerk. Auf verschlungenen Wegen erreichen wir kurz darauf den Kathedralenplatz. Eine lange Menschenschlange steht an für Tickets um die Kathedrale zu besichtigen. Vor 18 Jahren kamen wir mit dem Pilgerpass noch umsonst rein.

Nun, das steht vielleicht morgen an. Wir navigieren jetzt erst mal Richtung Campingplatz, wobei wir wieder über einen Radweg aus der Stadt geführt werden. Unterwegs müssen wir uns aber noch in einem Supermarkt verpflegen. Anschließend geht der weitere Weg direkt am Fluß entlang bis zum Campingplatz.

Morgen bleiben wir hier, wir müssen einige dringende Dinge erledigen und ein paar Wartungsarbeiten am Tandem und Anhänger machen.

Übermorgen möchten wir bis nach Santo Domingo de la Calzada fahren. Die Stadt ist bekannt wegen dem Hühnerwunder (bitte googeln). Deshalb werden in der Kirche ein paar Hühner gehalten und wenn der Hahn kräht, wenn der Pilger die Kirche betritt, dann ist das Glück mit ihm.

Heute waren es 104, sehr anstrengende Kilometer. Heute Nachmittag hatten wir 39 Grad

Gesamtkilometer: 4126

Link zur Etappe:

https://www.komoot.de/tour/1249523914?ref=avs&share_token=aHGVs4CMUGPK0tDAw5559Kn0xMmtc8v1og2w1v51AQttJiATSb

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