04.08.2023 - Etappe 49

Veröffentlicht am 5. August 2023 um 19:32

Heute Nacht war es im Zelt bitterkalt und wir schnatterten uns in den Morgen. Auch beim aufstehen - saukalt. Der Wetterbericht sagt zwar 13 Grad, er sagt aber auch, dass es bewölkt wäre, dabei ist keine Wolke am Himmel.

Wir stehen um 7.30 Uhr auf und beginnen alles abzubauen und zu verpacken. Dann trinken wir noch zwei selbstgebrühte Kaffee und Evelin schnorrt bei der Nachbarin die Milch dazu.

Um 9 Uhr starten wir bei strahlend blauem Himmel zur heutigen Etappe. Wir haben uns gestern noch entschieden nicht den langen Weg über Samos zu nehmen, sondern den etwas kürzeren, dafür ein paar Höhenmeter mehr, den auch der Outdoor Führer empfiehlt.

Der Weg ist absolut traumhaft, es geht bis Triacastela gute 500 hm hinauf und anschließend auch fast soviel wieder hinunter.

Wir sind nahezu alleine auf der Straße und schrauben uns beständig höher und höher, kleine Zwischenabfahrten und kurze ebene Stücke geben ein wenig Abwechslung. Die Landschaft ähnelt ein wenig der Schwäbischen Alb. Die ersten Pilger begegnen uns recht spät, erst um 10 Uhr kommen uns die ersten entgegen. Die Anzahl ist stark eingebrochen immer nur vereinzelt und in kleinen Gruppen sind sie heute unterwegs.

Wir sind viele Kilometer neben dem Pilgerweg unterwegs, bis dieser von der Landstraße abzweigt und für uns unbefahrbar wird. Wir bleiben auf der Landstraße und wir kommen durch viele kleine Bergdörfchen, mit ein paar Häusern, teilweise schön renoviert aber auch viel Verfall. Wir sehen nur ein paar alte Menschen, die einsam an der Straße entlang gehen und uns sehr freundlich zuwinken und zurufen. Es scheint, Sie haben endlich ein wenig Abwechslung am heutigen Tag. Auch den vielen Hunden, die den Besitz ihrer Menschen bewachen, wird es ähnlich ergehen. Wir haben eine neue Taktik, immer wenn sie zu kläffen beginnen, hupt Evelin mit ihrer Ballhupe, was die Hunde kurz und abrupt verstummen läßt, bevor das Konzert dann umso heftiger weitergeht.

Zwei Hunde, die eine Kuhherde bewachen, bei denen auch ein paar neugeborne Kälbchen sind, laufen frei und einer kommt unter dem Zaun durch und kläfft uns an, macht aber keine Anstalten uns zu jagen, sein Kumpel bleibt hinter dem Zaun, steht aber ebenfalls auf. Eine etwas lautere Ansprache hält den ersten auf Distanz, so dass wir ungefährdet passieren können.

Der Himmel hat sich zwischenzeitlich zugezogen und immer wieder bekommen wir ein paar Tropfen ab. Wir sind zwischenzeitlich über 600 m hoch und es weht ein eiskalter Wind. Es geht immer noch weiter hinauf und wir biegen von der Landstraße ab, wobei der Anstieg noch einmal steiler wird. Etwa 100 m vor der Kuppe, macht der erste Akku nach 12 km und guten 500 hm schlapp.

Also muß Akku 2 jetzt zeigen was er drauf hat. Wir sind bis dahin viel durch alte Wälder, wie im gestrigen Bericht beschrieben gefahren. Das war traumhaft.

Nach der Kuppe geht es noch steiler hinunter, als wir zuvor hochgefahren sind. Wir fahren ständig durch Wald und im Schatten, es ist bitterkalt.

Irgendwann sind wir unten in Triacastela und die Pilger, die uns auf der Abfahrt entgegen gekommen sind, tun uns schrecklich leid, denn das was die heute leisten müssen, hat es in sich.

In Triacastela konnten wir uns in einem kleinen Gemischtwarenladen verpflegen. Anschließend machten wir uns an den Aufstieg zum Puerto El Poyo auf knapp 1400 hm.

Der Himmel hatte wieder aufgemacht, die Wolken haben sich verzogen und die Sonne strahlte. Zunächst ging es ziemlich steil, mit rund 12% hinauf, danach flachte es auf rund 7% ab. Am Schluß stieg es dann wieder auf 12%. Die Aussicht auf die umliegenden Berge und das Tal waren fantastisch.

Kurz vor dem ersten Gipfel ging dann auch der 2. Akku in die Knie und wir mussten den dritten Akku einlegen.

Nach dem Puerto El Poyo ging es wieder über 200 hm hinunter um anschließend hinauf zum Alto San Roque auf 1270 hm, wo am Straßenrand eine markante Pilgerstatue steht.

Anschließend gehts wieder runter und letztlich hoch zum Dörfchen O Cebrero, welches zwischenzeitlich völlig im mittelalterlichen Stil für Touristen hergerichtet ist. Dort übernachten auch viele Pilger, nach dem Aufstieg von Villafranca del Bierzo.

Leider war die Kirche geschlossen und so holten wir uns in einem Laden einen Pilgerstempel und unterhielten uns mit ein paar deutschen Pilgern.

Danach suchte ich einen Campingplatz in der Nähe von Villafranca und übergab Google die Navigation. Ja und dann begann das Verhängnis, wobei ich sagen muss, dass weder Google noch Komoot etwas dafür können, das war alleine meine Fehlentscheidung.

Google und Komoot wollten am Ortsende den Berg hinauf und dann hinab ins Tal, nicht auf der Landstraße, die nach Pedrafita führt. Herr Siebengescheit wollte aber, über Pedrafita nach Villafranca fahren und fuhr allen Warnungen zum Trotze

200 hm nach Pedrafita hinunter. Bis dahin waren wir zeitlich und Akkukapazitätsmäßig echt gut im Rennen. Ja und dann, war ein Teilstück der Autobahn gesperrt, weil dort neu gebaut wurde und der Verkehr wurde über die N VI umgeleitet und die haben sie dann zur Kraftfahrstraße gemacht. Fahrräder verboten. Wir sind dann nochmals gute 50 hm nach El Castro hinunter gefahren, das war die Straße wo wir vor 15 Jahren hinaufgefahren sind, ja aber wegen der Baustelle durften nur autorisierte Fahrzeuge hinunterfahren. Das hat uns der Fahrer eines Betonmischers unzweideutig klargemacht. Der Verkehr wurde wieder auf die N VI geleitet, die ja für Fahrräder gesperrt ist. Google wollte da zwar drauf, aber das macht den Kohl nicht mehr fett. Wir trauten uns da nicht runter und sind deshalb wieder nach Pedrafita hochgefahren.

Am Ortsbeginn ist jetzt ein Rastplatz mit Toiletten und siehe da, in den Toiletten gab’s Steckdosen und wir mussten laden. Mit der Restladung wären wird nirgends mehr hingekommen. - Ich sag jetzt nicht viel, ihr wisst alle, wie viele Autobahntoiletten, abseits der Rastplätze aussehen, genau so. - Es war eklig.

Evelin ging in den Ort hoch und kaufte Verpflegung und anschließend ging sie nochmal hoch um zu fragen, ob es nicht irgendeine Alternative gibt, die auch Fahrradfahrer nutzen können. - Gibt’s nicht. Fußgänger nehmen sich ein Taxi und Fahrräder müssen über O Cebrero fahren.

Es half alles nichts, nach 1 1/2 Stunden laden fuhren wir wieder 4 km und 200 hm hinauf nach O Cebrero und dann den Weg, den beide Navigatorinnen gleich fahren wollten. Es ging noch ein paar hm hinauf und dann nur noch hinunter. Steil und auf schlechter bis sehr schlechter Straße, aber es ging runter. Die Aussicht traumhaft, die Bergdörfer ein Gedicht. Es kamen uns noch einige verspätete Pilger entgegen, die offensichtlich noch nach O Cebrero mussten, weil sie dort reserviert hatten.

Irgendwann waren wir unten und fuhren noch vor Villafranca in ein Seitental zum ersten Campingplatz auf unserem Weg.

Es ist blöd, wenn man so eine Fehlentscheidung trifft, wie ich heute. Schlimm ist es aber, wenn die Mitfahrerin, die nichts dafür kann so richtig darunter leiden muss.

Letztlich sind wir aber gut unten angekommen und trotz allem reden wir noch miteinander und es war trotzdem eine sehr schöne Tour.

Auffällig waren heute die vielen Taxi-Kleinbusse, die zwischen Triacastela und O Cebreiro ständig hin und her pendelten. Vermutlich transportierten sie Pilgerrucksäcke und Fußkranke Pilger.

Heute waren es 74 km

Gesamtkilometer: 3770

Link zur Etappe:

https://www.komoot.de/tour/1244126553?ref=avs&share_token=a32C1GLRV4l7afLa8AUIbJ8pCil2v4R82PJFfnuOWhw8BDfuca

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