Wie angekündigt hat es heute Nacht kurz nach 2 Uhr zu regnen begonnen, zunächst relativ leicht und dann so richtig. Es hat so auf das Zelt und den Boden geprasselt, dass die lose Erde die Zeltwände hochgespritzt ist und alles eingesaut hat. Glücklicherweise ist unser Zelt ziemlich dicht geblieben. Seitlich es anders abspanne, hat das Innenzelt keinen Kontakt mehr zum Außenzelt und so pisst es nicht mehr rein. Allerdings muss ich bei nächster Gelegenheit das Außenzelt imprägnieren, da sind einige Nähte undicht.
Wir hatten schon alles vorbereitet, so dass wir morgens noch im Zelt in die Regenklamotten steigen und dann alles nass abbauen und losfahren können, aber Pustekuchen, es hat so heftig geregnet, dass wir den Plan verworfen und bis 10.30 Uhr liegen geblieben sind, bis es zu regnen aufgehört hat.
Es war dann trotzdem keine Freude uns fertig zu machen und alles zu verpacken. Das Zelt musste heute auf dem Anhänger transportiert werden, da es vor Nässe triefte.
Bei der Abfahrt stellten wir fest, dass im linken vorderen Reifen recht wenig Luft war, so dass ich nachpumpen musste. Wird doch kein schleichender Plattfuß sein. Werden wir bald wissen.
Der Campingplatz hingegen war mit 14 Euro sehr günstig.
Wir sind erst um 12 Uhr abfahrbereit gewesen, hungrig und leicht verfroren, wobei aber bereits die Sonne herausgekommen ist.
Da wir so spät abgefahren sind, habe ich die heutige Tagesetappe stark gekürzt, es soll nur bis Melide gehen.
Schon ab dem Campingplatz, bis zum Flugplatz kamen uns Massen von Pilgern (gilt für alle Geschlechter) entgegen. Wir haben einen ganz trockenen Mund vom „Buen Camino“ wünschen bekommen. Relativ wenige davon trugen einen erkennbar schweren Rucksack, viele trugen lediglich Tagesgepäck und einige wurden mit dem Bus direkt beim Flugplatz am Camino abgesetzt um die letzten Kilometer nach Santiago zu pilgern.
Noch vor dem Flugplatz wurden wir von einem anderen Pilger vor Baumfällungen gewarnt und wir mussten auch kurz anhalten bis so ein Eukalyptusbaum umgefallen ist.
Nach dem Flughafen haben wir uns die N 547 entlanggehangelt, meist sehr wenig Verkehr und man kommt durch viele Ortschaften. Auch die Pilger mussten immer wieder kurze Strecken an der Nationalstraße entlang gehen. Unsere Komoot-Navigatorin wollte zwar eine andere Strecke fahren, aber wir waren für die Streckenlänge eh schon spät dran und sind deshalb die meiste Zeit auf der Nationalstraße geblieben.
In Cerceda konnten wir uns endlich verpflegen und nach kurzer Rast weiterfahren. Das Wetter hatte weiter aufgeklart und die Sonne strahlte mit ganzer Kraft, wobei es sehr schnell recht schwül wurde. Aber lieber so, wie im Piss zu fahren.
In Arzua das gleiche Bild, Massen von Menschen, die Richtung Santiago ziehen. Zur Erklärung, auf den letzten 100 km sind immer extrem viel Pilger unterwegs, denn, wer die letzten 100 km zu Fuß oder die letzten 200 km mit dem Rad zurücklegt, bekommt eine Compostela.
Nach Arzua kreuzt der Jakobsweg immer wieder die Nationalstraße und häufig kommen uns Pilger entgegen. Ist echt der Wahnsinn. Wir erregen da jedesmal Aufmerksamkeit und werden gegrüßt und auch uns wird ein guter Weg gewünscht. Manche haben sogar erkannt, dass wir in die falsche Richtung fahren und wünschen uns eine Buen Passage oder bon Route oder was auch immer.
Etwa 20 Kilometer vor Melide habe ich über Google Maps die Navigation auf den Campingplatz eingestellt, den ich gestern über Google bei Melide gefunden habe.
Nach langem Zögern sind wir dann den Vorschlägen von Google gefolgt und wurden mit einer traumhaften, wenn auch schwer zu fahrenden Strecke belohnt. Mit zwei noch fast vollen Akkus kann man auch mal was riskieren.
Die Strecke war heute nicht einfach, sehr viele Höhenmeter, steile und lange Anstiege und ebensolche Abfahrten. Das hatte ich so gar nicht mehr auf dem Schirm.
Kurz nach 16 Uhr sind wir auf unserem Campingplatz angekommen, der gar nicht aussieht wie ein Campingplatz. Wir wollten eigentlich schon weiterfahren und dachten, Google habe sich mal wieder geirrt, aber es lohnt sich immer noch mal genauer nachzuschauen. Ich bin von der Straße zum Bauernhaus gegangen und nach einer Weile kam mir eine sehr nette Dame entgegen, die mir verdolmetschte, wir wären schon richtig. Dies wäre ein Bauernhof und sie würden auch Camper beherbergen. Nachdem sie mir alles gezeigt hatte, war ich mir sicher, den heutigen Jackpot gezogen zu haben.
Außer uns ist nur noch ein Radler da, der aber hinter dem Haus sein Zelt aufgeschlagen hat. Die Sanitäranlagen sehr schön und sehr sauber und eine voll eingerichtete Küche, was will man mehr.
Nachdem wir unser Zelt zum trocknen ausgebreitet haben und alles was nass war auf den Wäscheleinen hing, wurden die Akkus zum Laden angeschlossen und wir sind die drei Kilometer nach Melide zum einkaufen gefahren.
Danach haben wir uns so richtig verwöhnt. Dann das Zelt aufgebaut und uns für die Nacht vorbereitet.
So weit ich feststellen konnte verläuft der Eurovelo 3, die Pilgerroute, auf der Radroute des Bikeline Radtourenbuches, welches wir schon vor 15 Jahren verwendet haben. Auch Komoot folgt offensichtlich mit seinen Routen dem genannten Radtourenbuch.
Wir werden morgen versuchen bis Sarria zu fahren, da gibt es einen Campingplatz und mit knapp 1200 hm scheint das ein erreichbares Ziel zu sein. Bis Samos ist es zwar nicht viel weiter aber nochmals 200 hm mehr.
Nach Samos kommt dann die erste richtige Herausforderung der Tour, der O Cebreiro.
Heute waren es 57 km
Gesamtkilometer: 3626
Link zur Etappe:
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