05.07.2023 - Etappe 21

Veröffentlicht am 6. Juli 2023 um 15:13

Leider hatten wir gestern Abend kein Netz, so dass ich den Tagesbericht erst heute online stellen kann.

Gestern Abend waren wir noch im Restaurant des Campingplatzes essen, da unsere Essensvorräte vollständig aufgebraucht waren. Es war… na ja, der Hunger treibts nei. Hauptsache satt.

Danach sind wir noch vors Zelt gesessen und haben eine halbe Flasche Wein leer gemacht und ein paar Erdnüsse gegessen. Es hatte zwischenzeitlich aufgeklart, aber es wehte ein heftiger, kalter Wind, vom Meer her, der auch immer mehr zunahm. Ich habe mich deshalb bald ins Zelt verkrochen, dort war’s nicht ganz so kalt wie draußen. Dafür rüttelten die Böen gar heftig am Zelt und drückten manchmal die ganze, dem Wind zugewandte Seite ein. Die Folie, mit der wir das Tandem abgedeckt hatten flatterte wie wild, obwohl wir sie mit Expandern noch zusätzlich gesichert hatten.

Irgendwann ließ der Wind nach und als ich um 1 Uhr noch mal raus musste, schien ein unglaublicher Mond am Himmel bzw. zwischen den Bäumen durch und legte einen goldenen Schimmer aufs Meer. - Kitschig? Kann sein, aber super schön.

Heute morgen sind wir um 7 Uhr aus den Federn gekrochen und waren um 8.30 Uhr abfahrbereit. Wir mussten allerdings erst bei der Rezeption nach unserem Rucksack fragen, den wir gestern am Restaurant vergessen hatten. Wir haben ihn tatsächlich wieder bekommen. Schnell nochmal umpacken und dann ging’s um 8.45 Uhr endlich los.

Der Eurovelo 1 bzw. die Velodyssé verlaufen auf einer wilden Routenführung, kreuz und quer. Die Route ist deshalb erheblich  länger als würde man auf der Straße von Ort zu Ort fahren. Außerdem führt sie an allen Sehenswürdigkeiten vorbei, auf Autofreien- oder sehr verkehrsarmen Straßen. Dafür muss man in Kauf nehmen, immer wieder auf „Singletrails“ oder mehr oder weniger befestigten Pisten zu fahren. Wir sind heute überall durchgekommen, auch wenn es manchmal schwer war. Auch alle Barrikaden waren ohne abhängen des Anhängers zu überwinden.

Der erste Teil der Strecke verlief direkt oberhalb der Küste, mit wunderschönen Ausblicken auf die Küste, den Atlantik und die vorgelagerten Inseln. Es war gerade Ebbe und die ganzen Fischerhäuschen standen im Trockenen.

Relativ schnell erreichten wir Pornic und sahen erst jetzt, dass dies eine wunderschöne Stadt, mit historischem Stadtkern und einem schönen Hafen ist. Jede Menge Reiseradler kommen uns entgegen oder fahren wie wir in Richtung Süden. Eine Familie mit zwei Buben begleitet uns eine ganze Weile, bis sie irgendwann zurückblieben.

Wir fahren im Moment mit Unterstützung von Komoot, da ich dort die gesamte Velodyssé bis Spanien draufgeladen habe. Wäre jetzt nicht zwingend notwendig, da die Beschilderung immer noch sehr gut ist, manchmal übersieht man halt doch was und dann ist es gut, wenn einem Jemand wieder die Richtung weist. Die Velodyssé ist in einzelne Etappen aufgeteilt, immer so 30 bis 40 km lang, deshalb gibt es immer mehrere Tour-Aufzeichnungen.

In Pornic war die erste Etappe zu Ende und wir fuhren in die zweite und dritte Etappe. Diese Etappen betrachte ich gemeinsam, da sie landschaftlich sehr ähnlich waren. Wir fuhren durch eine Ebene, offensichtlich Land, das dem Meer abgetrotzt wurde. Überall Kanäle, die teilweise der Zucht von Muscheln, der Salzgewinnung aber wohl überwiegend der Entwässerung dienen. Nur sehr wenige kleine Ansiedlungen, überwiegend Gehöfte und auf den Wiesen standen sehr kräftige und sehr große weiße Fleischrinder. Auf anderen Weiden Pferde und relativ wenige Schafe.

Problematisch auch heute wieder, dass die Tour wenig Einkaufsmöglichkeiten vorsieht. Das führt uns zu der Erkenntnis, keine Versorgungsmöglichkeit auszulassen.

In der geschilderten Landschaft fuhren wir rund 60 km bis La Barre de Monts. Dort nutzten wir die Einkaufsmöglichkeiten in einem großen Supermarkt. Dort wurden wir von einem Schweizer Paar angesprochen und wir unterhielten uns über die geplante Tour und unser Equipment. Insbesondere das Tandem hatte es den beiden angetan und sie wollten alle Details wissen.

Und nur wenige km später war auch die 3. Tour erledigt. Beim 4. Tourabschnitt änderte sich die Landschaft noch einmal grundlegend. Zwischenzeitlich hatte es vollständig aufgeklart und wir fuhren mit unserem letzten Akku in ein großes Waldgebiet (Foret des Pays de Monts). Und plötzlich lag der Duft von Kiefern und Pinien in der Luft und es wurde erstmals  so warm, dass wir unsere Jacken ausziehen konnten. Unzählige Familien saßen an Tischen und aßen gemeinsam, sehr stilvoll, mit karierten Tischdecken und gutem Geschirr und immer wenn wir vorbei fuhren gab’s ein großes Hallo und aufmunternde Rufe.

Der Weg,durch den Wald war schmal und immer wenn uns andere Radler entgegen kamen fuhren wir rechts ran und machten Platz und ernteten dafür immer ein freudiges Lächeln.

Gegen 17 Uhr hatten wir genug und sagten, der nächste Campingplatz ist Ende für heute. Zufällig war es ein 4-Sterne Platz, mit Schwimmbad, Animation und dem ganzen Brimborium aber keinem Klopapier auf den Toiletten. Das ist ziemlich schwach.

Beim Zeltaufbau hatten wir erheblich Probleme das Zelt mit Heringen zu befestigen. Obwohl der Boden oben sandig ist, muß darunter eine Steinplatte sein. Zwei von den Dingern habe ich überhaupt nicht reinbekommen. Jetzt hoffen wir mal, dass heute Nacht kein Wind aufkommt, dann ist das Zelt auch durch unser Gewicht ausreichend stabilisiert.

Morgen geht’s dann weiter, wir wollen so nah wie möglich an La Rochelle rankommen.

Heute waren es 92 km.

Gesamtkilometer: 1826

Link zur Etappe:

https://www.komoot.de/tour/1195387358?ref=avs&share_token=abpxx01c0Y0VnWnVdHvbIja9SUJMJSLDu2fhq7GjHmYWMTN3R6

https://www.komoot.de/tour/1198246064?ref=avs&share_token=a0GXncMuJHxRzdqXkZkbFDPff2EPaowvhCSkSJehnTSwbOeune

https://www.komoot.de/tour/1198458112?ref=avs&share_token=aG5a8PMZfPCkxxLv6uesLlqpZvx38f9Ro6GzExQoBa4hR1YjFy

https://www.komoot.de/tour/1198556114?ref=avs&share_token=aggKUoW11FAF8ZDuX9vLLyLFjX4OlRGjyVac36wPvXYfdJePzy

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.